Abschied vom Fasswein: Drei Geschwister erfinden ein Weingut neu (September 2016)
Das Weingut Rings aus Freinsheim hat sich innerhalb weniger Jahre vom Fassweinlieferanten zum VDP-Mitglied entwickelt. Dafür war die Bereitschaft des Vaters, seinen beiden Söhne mit ihrer neuen Philosophie 2008 das Zepter zu übergeben, ebenso notwendig wie die fundierte Ausbildung beider bei unterschiedlichen renommierten Winzern und ihr unzweifelhaft glückliches Händchen sowie seit nunmehr drei Jahren die Unterstützung durch die Schwester, die sich nach einem BWL-Studium und der Arbeit in der pharmazeutischen Industrie zur IHK-geprüften Sommelière ausbilden ließ.
Vom Ergebnis konnten sich die Besucher des Septembertreffens der Weinheimer Weingilde nun selbst ein Bild machen. Simone Rings stellte acht Weine des Betriebs vor, der inzwischen rund 30 Hektar bewirtschaftet, darunter den Großteil in den besten Lagen von Kallstadt und Ungstein. Simone Rings erzählte auch, dass sie Rot- und Weißweintrauben jeweils zu etwa 50% anbauen, Riesling und Spätburgunder darunter jeweils rund ein Drittel ausmachen, 90% ihrer Flaschen im Inland verkauft werden und dabei zu zwei Drittel an den Fachhandel und zu einem Drittel an Privatkunden gehen.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Grauburgunder Gutswein; ihm folgten ein Weißburgunder und ein Spätburgunder Rosé als Ortsweine aus Freinsheim. Zum Rosé merkte Simone Rings an, dass sie mit diesem Wein einen ernsthaften, knochentrockenen Rosé als Essensbegleiter herstellen wollten. Denn die fruchtig-verspielten „Terrassen“-Rosés, die man sonst vielerorts findet, eignen sich nur bedingt als Partner zu Speisen. Bei dem verkosteten Wein ist das sicherlich anders.
Danach folgten zwei Weine aus den Toplagen: ein Riesling von 2015 von der ersten Lage Kallstadter Steinacker und ein Riesling von 2014 von der großen Lage Ungsteiner Weilberg. Diese Weinberge liegen etwas höher als die in Freinsheim, was für charakteristische Rieslinge wichtig ist. Beim Vergleich der beiden Weine wird der große Einfluss des Bodens deutlich: Der Kallstadter wuchs auf sehr kalkreichem Boden, während die Rebstöcke in Ungstein auf einem Roterdeboden stehen – eine Bodenart, die in Deutschland nur selten zu finden ist. Der Säuregehalt der beiden Weine war deutlich unterschiedlich.
Bei Rings werden alle Weine spontanvergoren, wobei ihre Weißweine häufig zu einem Teil im Edelstahltank und zu einem anderen Teil in Halbstück- und Stückfässern ausgebaut werden. Die Lagenweine kommen erst frühestens im Juli des Folgejahrs in den Verkauf und liegen bis zur Füllung kurz vorher auf der Hefe. Rotweine reifen in Barrique-Fässern, wobei der Anteil an neuen Fässern und die Lagerzeit mit der Weinqualitätsstufe steigen, und sie füllen die Roten unfiltriert ab. Damit ist der Übergang zu den Rotweinen hergestellt, von denen Simone Rings einen Spätburgunder Ortswein aus Freinsheim, eine Rotweincuvée mit dem Namen Das Kleine Kreuz und eine Magnumflasche einer kryptisch „Schwarz/Rings #2“ benannten Cuvée dabei hatte.
Während die internationalen Rotweinsorten die ersten waren, an denen ihr Bruder seine Ideen umsetzte, ist der Spätburgunder das letzte Ziehkind auf dem Weg zu den Qualitätsweinen, wobei ihnen bei dieser Rebsorte Dichte und Eleganz wichtig sind. Die Cuvée Das Kleine Kreuz besteht hauptsächlich aus Merlot, dazu St. Laurent, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc und stammt von Trauben, die in Freinsheim gewachsen sind.
Der letzte Wein entstand aus einer „Schnapsidee“. Bei einem Treffen auf Sylt wurden der Rings-Bruder Andy und der österreichische Winzer Hans Schwarz zu dem Versuch angeregt, zwei eher unterschätzte, für die jeweiligen Gegenden aber klassische Rebsorten zu einem Wein zu vereinigen: den Portugieser aus der Pfalz und den Zweigelt vom Neusiedler See. Da die Resonanz auf den ersten Jahrgang sehr positiv war, wurde das Experiment 2012 wiederholt. Der Wein strafte alle Vorurteile gegenüber den beiden Rebsorten Lügen und beendete höchst würdig einen ungemein anregenden Abend.
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