3000 Jahre Weinbautradition bei der Jahreshauptversammlung (September 2017)
Auch bei der Jahreshauptversammlung der Weinheimer Weingilde für das Jahr 2016 im September kam der Vereinszweck nicht zu kurz: Jens Zepp, der Kassenwart, hatte eine reizvolle Weißweinprobe aus Italien, einem Land mit über 3000-jähriger Weinbautradition, zusammengestellt und stellte die Weine auch selbst vor.
So wurden Rückblick, Ausblick, Kassenbericht, Bericht der Kassenprüfer (Ehepaar Magel) und Entlastung des Kassenwarts – bei keinem Thema gab es Diskussionsbedarf – durch das Verkosten eines Bellone aus dem Latium, der Gegend um Rom, eines Soave aus Verona und eines Lugana aus der Region südlich des Gardasees aufgelockert. Im Latium, dessen bekanntester Wein der Frascati ist, werden zu 80% Weißweine angebaut, darunter vor allem der Bellone. Erst in jüngerer Zeit versucht man, auch anspruchsvollere Weine zu erzeugen; vorher ging der Großteil als einfacher Schankwein an die Gaststätten in Rom. Der Bellone war mit seiner Fruchtigkeit und dezenten Säure ein typischer Vertreter italienischer Weißweine. Der Soave hat seinen Namen von einem Ort östlich des Gardasees und besteht zu mindestens 70% aus der Rebsorte Garganega, die erstmals schon im 14. Jahrhundert erwähnt wurde. Der ausgeschenkte Wein war ein 100-prozentiger Garganega und präsentierte sich als angenehmer Trinkwein. Auch Lugana ist keine Rebsorte, sondern diesmal eine Gegend. Für diesen Wein gilt, dass er zu 90-100% aus Trebbiano di Soave (hier auch Turbiana genannt) bestehen muss. Eine Besonderheit des südlichen Gardasees ist, dass hier zwei Weinregionen aufeinandertreffen: die Lombardei im Westen und das Veneto im Osten.
Es folgten der Bericht über den Weinbestand, der vor allem einen kleinen Bestand für Geburtstagsgeschenke und bereits eingelagerte Weine für künftige Proben umfasst, und der Bericht der Schriftführerin Utta Frederich. Nachdem sich die kommissarische Übernahme der Funktion des Kellerwarts durch den Obergildemeister bewährt hat, wurde nun eine Änderung der Vereinssatzung beschlossen: Künftig wird der Gilderat nur noch drei Mitglieder haben. Dazu gab es einen Arneis aus dem DOC-Gebiet Roero im Piemont und einen Vernaccia aus San Gimignano. Arneis ist eine der vielen italienischen autochtonen Rebsorten; sie wurde früher vor allem mit DER Rotweinsorte des Piemont, dem Nebbiolo, verschnitten, um dem etwas mehr Säure zu verleihen. Der verkostete Wein war deutlich körperreicher als seine Vorgänger. Beim Vernaccia handelt es sich ebenfalls um eine sehr alte Sorte, erstmals erwähnt 1276 und angeblich die Lieblingssorte von Michelangelo. Ihr dürfen maximal 15% andere Rebsorten beigemischt werden, wobei in diesem Fall keine Positivliste existiert, sondern eine Liste der Sorten, die NICHT verwendet werden dürfen. Der Wein hatte zwölf Monate im Fass und sechs Monate auf der Flasche gereift und ist durch Zitrus- und Bittermandelaromen gekennzeichnet.
In diesem Jahr stand auch die Neuwahl des Gilderates an, und da alle drei amtierenden Mitglieder erneut kandidierten und es keine weiteren Kandidaten gab, war die Wahl per Akklamation schnell durchgeführt. Auf den alten und neuen Vorstand wurde dann noch mit dem letzten Wein des Abends, einem Verdicchio Superiore aus der Region Marken angestoßen. Der Wein trug den Namenszusatz Misco, womit die Tenuta di Tavignano ihre Top-Linie kennzeichnet. Weine dieser Kategorie werden nur angeboten, wenn der Jahrgang eine besonders hohe Qualität liefert.
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