Weingut Georg Naegele

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Pfälzer Weingut mit Viernheimer Wurzeln - Das Weingut Georg Naegele aus Hambach
(September 2009)

Ralf Bonnet, der Referent beim Septembertreffen der Weinheimer Weingilde, überraschte die Gäste damit, dass die Gründung des seit 1796 in Familienhand befindlichen Weinguts auf einen Viernheimer namens Georg Adler zurückgeht, und er enthüllte, dass in der Familie das Zepter oft an den Schwiegersohn ging, weshalb die jetzige Familie auch nicht den Namen Naegele, sondern den Namen Bonnet trägt. Er hat gemeinsam mit seiner Frau das Weingut, zu dem 15 ha Rebfläche gehören, im Jahr 1999 von seinen Schwiegereltern übernommen. Neben den eigenen Trauben bauen sie auch noch die Trauben von weiteren 15 ha aus, die von anderen über langfristige Verträge gebundenen Winzern bearbeitet werden, und kommen dabei auf rund 70% Weiß- und 30% Rotweine.

Zur Eröffnung gab es passend zum lauen Spätsommerabend einen Rosésekt extra trocken, für den die Spätburgundertrauben relativ früh gelesen wurden, um ihm eine feine Fruchtsäure zu sichern. Die zweite Gärung für die Sekte nimmt das Weingut selbst vor, doch für das Abfüllen arbeitet es mit erfahrenen Sektkellereien zusammen wie der Heim’schen Privat-Sektkellerei oder der Sektkellerei Andres und Mugler.

Die Weinriege eröffnete ein ganz typisch nach frischem Gras duftender trockener Sauvignon Blanc, den das Weingut 2008 erstmals erzeugt hat. Darauf folgte ein Riesling Kabinett trocken – bei der Pfalz als dem inzwischen weltweit größten Rieslinganbaugebiet unabdingbar – mit einem schönen Duft nach Zitrusfrüchten, zu dessen Lesejahr 2008 Ralf Bonnet meinte, es hätte – freundlich formuliert – Weine mit einer sehr stabilen Säure geliefert (hier waren es mehr als 8 g Fruchtsäure bei 7 g Restzucker).

Bei einem kurzen Exkurs zu den Erwartungen für 2009, das bisher durchaus nach einem guten Jahr aussieht, hob Bonnet hervor, dass Nässe kombiniert mit Wärme im Herbst die größte Gefahr für die Trauben sei und dass man deshalb in der Traubenzone entblättere, um die Abtrocknung mittels natürlicher Durchlüftung zu fördern. Weitere Maßnahmen zur Qualitätssteigerung, die in den letzten rund zwanzig Jahren den Weinbau verändert haben, sind die „grüne Lese“, das Teilen von Trauben und die Suche nach Klonen, bei denen die Qualität und nicht die Quantität der Trauben im Vordergrund steht.

Die folgende trockene Chardonnay Spätlese polarisiere, meinte Bonnet, denn sie sei zu ca. 30% im Barrique ausgebaut worden, was nicht alle Weintrinker schätzen würden. Sie hatten mit dieser Ausbauart 2001 angefangen, als seine Frau von einem Aufenthalt in Kalifornien begeistert für solche Weine zurückgekehrt war. Auch an diesem Abend gab es skeptische, wie auch sehr vom Ergebnis angetane Weinfreunde.

Beim Wechsel zum Rotwein zitierte Ralf Bonnet nicht ganz ernst gemeint einen Ausspruch, der Bruno Prats vom Château Cos d'Estournel im Bordeaux zugeschrieben wird: „Weißwein ist das, was man trinkt, bevor man Rotwein trinkt“. Der Name des ersten Rotweins, eines trockenen Spätburgunders, erfuhren dann die Gäste, habe nichts mit dem Feuer zu tun, „der Feuer“ sei vielmehr ein alter Lagenname, der seit den Reformen in den 1970er Jahren nicht mehr verwendet werden dürfe. Der aus Trauben mit mehr als 100° Oechsle zu 85% im großen Holzfass und zu 15% im Barrique ausgebaute Wein erwies sich als kräftig und dennoch geschmeidig. Das Weingut Naegele will seine Weine erst in den Verkauf bringen, wenn sie trinkbar sind, darum war der zweite Rote, die Cuvée Chronos, auch von 2007. Der Name des Weins soll darauf hinweisen, dass sich der Winzer Zeit bei seiner Erzeugung genommen hat und dass der Kunde ihm auch noch Zeit im Keller geben kann. Die Cuvée besteht zu gleichen Teilen aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Domina, einer Rebsorte mit ähnlicher Reifezeit wie der Spätburgunder, die Volumen in die Mischung einbringt, und mundete ausgezeichnet.

Zum Schluss gab es als „Erfrischung“ eine fruchtig süße Riesling Spätlese von 2007 mit nur 9,5% Alkohol, bei der die Schätzwerte für den Zuckergehalt (30-40 g) weit unter dem tatsächlichen (61 g) lagen, weil der Zucker durch die Säure (8,6 g) wunderbar abgepuffert wurde.

Dass das Hambacher Schloss zunächst Kästenburg hieß nach den Esskastanienwäldern in seiner Umgebung und später im Voksmund Maxburg nach dem bayerischen König Maximilian II, der im 19. Jahrhunder mit einem Wiederaufbau der Ruine begonnen hatte, wie ein Gildemitglied wusste, war für einige andere Gäste neu. Auf großes Interesse stieß außerdem, was Bonnet über das Vorgehen bei der Vergabe der Kammerpreise zu erzählen hatte: Die Kommission besteht jeweils aus einem Obmann und vier Prüfern, von denen jeder in einer eigenen Kabine sitzt. Jeder Prüfer muss vor seiner Aufnahme eine Eignungsprüfung bestehen, und über die Weine erfährt er nur das grobe Gebiet, die Rebsorte, die Qualitätsstufe und den Jahrgang. In der Regel werden in einer Prüfung nur sehr ähnliche Weine getestet (kürzlich waren es für Ralf Bonnet fünfzig Riesling Spätleseweine trocken aus der Pfalz). Damit ist die Aussagekraft einer solchen Verkostung eigentlich höher einzuschätzen als die durch viele Unwägbarkeiten beeinflussten Urteile von Einzeltestern.

Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedete Obergildemeister Siegfried Weber den Referenten, der umgekehrt erklärte, ihm habe der Abend sehr viel Spaß gemacht.