1250 Jahre Weinheim

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Einst sogar Tischwein auf dem Luxus-Ozeandampfer "Bremen"
(Oktober 2005)

"Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die
schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste", stellte schon Plutarch, der griechische Philosoph im 2. Jahrhundert nach Christus fest. Wer nun ein wenig tiefer in die Geheimnisse dieses Getränks eindringen und die Charaktereigenschaften des Bergsträßer Weines entdecken wollte, der war gut beraten, an der vergnüglichen Weinprobe der Weinheimer Weingilde im Bürgersaal des Alten Rathauses im Rahmen der 1250-Jahrfeier der Stadt Weinheim teilzunehmen.

Wenn Weinkenner am Schwärmen sind wie der Ehrenobergildemeister Hermann Cetto, Obergildemeister Friedrich Zabel und Gildemeister Jens Zepp, dann bremse sie, wer will. Insbesonders Cetto zelebrierte bei dieser "heiter-literarischen Weinprobe" eine vielschichtige Liebeserklärung an die Bergsträßer Region um Weinheim, ein Loblied auf ein Stück Herzland deutschen Weines. Bevor der erste Tropfen zum Verkosten eingeschenkt wurde, begrüßte Zabel die Gäste, unter ihnen die Kurpfälzer Weinkönigin Melanie I., Lützelsachsens Winzerkönigin Sina I. mit ihrer Prinzessin Sarah sowie Bürgermeister Dr. Wolfgang Androsch. Mit kompetentem Wissen führte Zabel in diese Weinprobe ein und wies darauf hin, dass Wein schon vor 10000 Jahren in Vorderasien hergestellt wurde. Aber es sei gewiss, dass dieses damalige alkoholische Getränk keine Ähnlichkeit mit den zu verkostenden Weinen besitze. Ägypter, Phönizier und die Griechen würden als die ersten Weinbauern gelten.

Gildemeister Zepp stellte die acht ausgesuchten Bergsträßer Weine vor. Routiniert füllten die Weinhoheiten die Probiergläser mit einem süffigen Lützelsachsener Stephansberg St. Laurent/Spätburgunder trocken. Ein Cuvee-Wein, der als harmonisch lebendiger Trinkwein vom Weingut Schröder produziert wurde. Cetto zitierte dazu (übrigens bei allen Weinen) aus dem Buch "Weinbau an der Bergstraße" von Joh. Ph. Bronner von 1842 viel Wissenswertes über die Erkenntnisse über den Weinbau an der Bergstraße zwischen 1820 und 1840. Bronner habe Lützelsachsen als den berühmtesten Weinort für rote Weine an der Bergstraße bezeichnet. Erstaunt nahm man zur Kenntnis, dass der Lützelsachener Rotwein einst Tischwein auf dem Luxus-Ozeandampfer "Bremen" gewesen sei. Cetto erinnerte auch an den Freiherrn Lambert von Babo (1790 bis 1862), der sich als Wegbereiter des wissenschaftlichen Weinbaus in Weinheim große Verdienste erworben habe.

Die vielen Anekdoten um den Wein, die Cetto immer wieder zum Besten gab und die allen die Lachtränen in die Augen trieben, trugen auch dazu bei, dass die Gäste den nächsten Schluck noch mehr zu würdigen wussten. Eine kräftige Spätburgunder Spätlese trocken Schriesheimer Rittersberg von der Winzergenossenschaft Schriesheim erfreute die Gäste. Schon um das Jahr 880 soll die klassische Burgunderrebe von einem Nachfolger Karls des Großen (einem Pionier des Weinbaus) an den Bodensee gekommen sein, erklärte Cetto. Und Bronner habe Schriesheim als vortreffliche Weinlage genannt.

Fein das Bukett des folgenden Riesling Kabinett trocken Laudenbacher Sonnberg von den Heppenheimer Bergsträßer Winzern. Nach dem fruchtigen Hemsbacher Rittersberg, Müller Thurgau Kabinett trocken, vom Winzerkeller Wiesloch hatten die Gäste mit der Riesling Spätlese trocken vom Weinheimer Hubberg einen Höhepunkt im Glas, nämlich einen echten Weinheimer Wein von Weinheims bester Lage, den es leider nicht zu kaufen gebe, bedauerte Cetto.

Freiherr von Babo, dem damals der Hubberg gehörte, hat laut Bronner 1834 nach Meinung des in Karlsruhe tagenden Weingerichts den seinerzeit besten Wein im badischen Land geliefert. Im Gegensatz zu Weinheim gebe es in Heidelberg den Dormenacker, eine rassige, bodenständige Kerner Spätlese trocken vom Weingut Clauer zu kaufen. Eine sehr alte Lage.

Das Geruchsempfinden war dann zu Schulen beim spritzigen und angenehmen Leutershausener Staudenberg, einer Weißburgunder Spätlese trocken vom Weingut Teutsch. Eine erlesene Riesling Beerenauslese Heppenheimer Stemmler von den Heppenheimer Bergsträßer Winzern, ein sehr netter Dessertwein, aber auch ein sehr guter Trinkwein, beendete kurz vor Mitternacht die Entdeckungsreise in das Reich des Bergsträßer Weines. Mit dem Zitat "In der Rebe wohnt das Leben" beschloss Ehrenobergildemeister Hermann Cetto seine Ausführungen und damit auch einen äußerst vergnüglichen Abend.

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