Weinbau in der Pfalz zwischen Tradition und Neuzeit (Oktober 2006)
Der Weinbau in der Pfalz war und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, und auch beim Weinexport spielte diese Gegend seit jeher eine wichtige Rolle. Nicht unerheblich beteiligt daran waren einige Weingutsbesitzer aus Deidesheim, die die Politik nutzten und wesentlich zum Aufschwung der Weinwirtschaft in Deidesheim beitrugen. Insbesondere die Namen Jordan, Deinhard, Bassermann und Buhl sind hier zu nennen.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Deidesheimer Wein, vor allem durch Andreas Jordan, große Bekanntheit erlangt. Nach dessen Tod 1849 entstanden aus der Jordanschen Erbteilung die drei größten Weingüter Deidesheims: Geheimer Rat von Bassermann-Jordan, Dr. Deinhard und Reichsrat von Buhl. Letzteres Weingut hatte sich bereit erklärt, den Betrieb und seine Weine durch Peter Sorg bei der Weingilde vorstellen zu lassen. Er verstand es, diesen Abend kurzweilig und interessant zu gestalten.
Zu erfahren war unter anderem, dass schon Felix Mendelssohn Bartholdy den Riesling aus Deidesheim lobte. „Wer nicht bei Buhl war, weiß nicht, was Forster Riesling hienieden ist,“ schrieb er einem Freund. Franz Armand Buhl, der Sohn des Begründers Franz Peter Buhl, unter anderem Vizepräsident des damaligen Reichstags, beeinflusste wie kein anderer die Qualität der Buhlschen Weine und das Deutsche Weingesetz von 1892. Er erlangte internationalen Ruhm für seine Kreszenzen. Höchste Auszeichnungen zeugen von dieser äußerst erfolgreichen Ära des Weinguts um die Jahrhundertwende. Buhlsche Weine gehörten zu den teuersten der Welt. Auch bei der Eröffnung des Suez-Kanals wurde mit einem Buhlschen Wein angestoßen, und Bismarck war ebenfalls ein Freund dieser Weine. Insbesondere das „Forster Ungeheuer“ hatte es ihm angetan. Leider ging der Höhenflug des Weinguts in den 1980er Jahren zu Ende. 1989 musste es an japanische Investoren verpachtet werden. Nach nicht unerheblichen Investitionen in Keller und Weinberg erringen Buhlsche Rieslinge inzwischen wieder höchste Anerkennung.
Die Probe begann mit QbAs vom Weiß- und vom Grauburgunder sowie vom Chardonnay, eher leichte und fruchtige Vertreter mit noch kräftiger Säure. Darauf folgten Rieslinge aus den bekannten Lagen Musenhang, Leinhöhle und Mäushöhle – mineralisch und anregend. Die exzellente Qualität der Rieslinge bezeugten insbesondere die beiden großen Gewächse aus den Forster Lagen Pechstein und Ungeheuer – konzentriert, mineralisch und markant.
Zu berichten bleibt noch, dass das Buhlsche Weingut, ebenso wie das des Geheimen Rats von Bassermann-Jordan, von der Unternehmensgruppe Joachim Niederberger aufgekauft wurde. Vielleicht kommt auch noch das Weingut Dr. Deinhard in ihren Besitz. Dann wäre der Zustand vor 1849 wieder hergestellt.
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