Eine Weinreise nach Österreich (Oktober 2009)
Der Oktober ist für Winzer der wohl arbeitsintensivste Monat, weshalb es sehr schwierig ist, einen in diesem Monat als Referenten für die Weingilde zu gewinnen. Aus dieser Not wusste die Gilde jedoch eine Tugend zu machen: Sie nutzte den Termin, um Weine aus Österreich zu verkosten, wobei sie sich auf eine einzige Rebsorte beschränkte.
Jens Zepp, einer der Gildemeister, stellte Weine aus der Traubensorte Grüner Veltliner vor, die sich in den letzten Jahren zu der Weißweinsorte Österreichs entwickelt hat. Diese einzigartige autochtone österreichische Weißweintraube liefert nicht nur nach wie vor den Grundstoff für viele Heurigenweine, sondern dient den renommierten Weingütern auch zur Herstellung ihrer Top-Weißweine.
Der erste und südlichste Wein stammte vom Weingut Markowitsch aus dem Carnuntum, das eigentlich vor allem für seine Rotweine berühmt ist. Neben 30 ha eigenen Rebflächen nutzt es noch 40 ha, die von Vertragswinzern bearbeitet werden. Erstaunen rief die Tatsache hervor, dass das Weingut tausend Barriqefässer sein eigen nennt. Der „Alte-Reben“-Wein ließ sich als barock beschreiben, während der zweite Wein, ein Biowein vom Weingut Fritz in der Region Wagram, trotz gleichem Alkoholgehalt einen sehr viel frischeren, spritzigeren Eindruck machte.
Die Heimat des dritten Weins – das Weingut Setzer im Weinviertel – liegt zu Füßen des Manhartsbergs, dessen Name sich auch in der alten Bezeichnung Manhartsrebe für den Grünen Veltliner findet. Es bestockt seine Rebflächen sehr eng mit 8000 statt der üblichen 3000 Stöcke pro Hektar, was einen qualitätsteigernden Stress auf die Reben zur Folge haben soll. So erhielt der Wein vom Weinführer Fallstaff 90 Punkte, obwohl er in der erzeugereigenen Klassifizierung nur auf der dritten von vier Stufen steht. Als Nächstes folgte ein Wein des 550 Jahre alten Weinguts der Stadt Krems, dessen Rebflächen alle im Stadtgebiet liegen. Insgesamt hat Krems, das etwas kleiner als Heppenheim ist, rund 1000 ha Weinberge, eine sehr eindrucksvolle Zahl.
FX – diese zwei Buchstaben stehen für den österreichischen Winzer: Franz Xaver Pichler aus der Wachau. Er baut ausschließlich Weißweintrauben an, und davon die Hälfte Grüner Veltliner. Seine Weine landen bei Verkostungen immer ganz oben, was sich verständlicherweise auch in den Flaschenpreisen niederschlägt.
Die kleine „Weinreise“ endete mit zwei Weinen aus dem Kamptal . Der Erste kam vom Schloss Gobelsburg, das dem Zisterzienserstift Zwettl gehört. Der jetzige Pächter, Michael Moosbrugger, ein Quereinsteiger aus Vorarlberg, schaffte es auf Anhieb an die österreichische Weinspitze. Der Zweite war ein Premiumwein vom bekannten Weingut Fred Loimer. Dieser Wein wurde im Fallstaff mit 95 Punkten bewertet.
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