Spritziger als üblich Crémants aus dem Elsass perlten bei der Weingilde (Oktober 2019)
Anders als bei den allermeisten Treffen der Weinheimer Weingilde schäumte es beim diesjährigen Oktobertreffen gleich dreimal im Glas, denn der Winzer des Abends, Philippe Schwach aus Hunawihr, hatte drei Crémants mitgebracht, die den Abend eröffneten, bevor es dann mit „stillen Rebsäften“ weiterging.
Der Betrieb, der etwa 20 Hektar meist tiefgründige Böden umfasst, die auch nach einem heißen Jahr wie 2019 noch Weine mit einer guten Säurestruktur ergeben, wird inzwischen von Schwach jun. geführt, aber der Vater ist immer noch stark engagiert und begeisterte mit Wissen und humorvollen Bemerkungen. Er erzählte, dass in der kleinen Weinregion Elsass 16% des französischen Weißweins erzeugt werden, dass sie insgesamt neun Rebsorten anbauen und dass die Crémants ihr Hauptstandbein sind. Bei den am Abend verkosteten handelte es sich um einen Chardonnay, eine 1:1-Cuvée aus Pinot Noir und Chardonnay und einen Rosé aus Pinot Noir. Bei der Schilderung der Schritte der Crémantproduktion verblüfften vor allem folgende Aspekte: 1. Die Beeren werden reif, aber nicht überreif geerntet, damit der Grundwein einen Alkoholgehalt unter 11 Volumenprozent hat, denn bei der Flaschengärung nach der Zugabe von neuer Hefe und 22–23 Gramm Zucker pro Liter steigt der Alkoholgehalt um rund 1,2 Volumenprozent und der Crémant soll ja nicht mehr als 13 Vol.-% Alkohol haben. 2. Aus 1,5 kg Trauben erhalten sie etwa 1 Liter Saft, doch nur die ersten 600 Milliliter davon verwenden sie selbst für die Cuvée, der Rest geht an eine Genossenschaft. Nur so hat der Saft die Qualität, die sie sich für ihre Crémants wünschen. 3. Ihre Crémants bleiben mindestens zwei Jahre auf der Feinhefe (bei Spezial-Cuvées sind es vier bis fünf Jahre) und werden in Etappen verkorkt, sprich alle ein bis zwei Monate werden neue Flaschen degorgiert und für den Verkauf fertig gemacht. 4. Nach dem Verkorken sollte eine Flasche rund sechs Monate ruhen dürfen, bevor sie geöffnet wird. 5. Auf die Schätzfrage, wie viele Sektperlen wohl in einer Flasche sind, kam keiner der tatsächlichen Zahl von rund elf Millionen auch nur nahe.
Bei den Weinen war Vielfalt angesagt: Einem Riesling Grand Cru von 2015 folgten ein Muscat d’Alsace von 2017, ein Pinot Gris von 2016 und ein Gewürztraminer von 2013. Der Riesling stammte von ca. 50 Jahre alten Rebstöcken auf Muschelkalk und sollte nach Philippe Schwachs Auffassung noch 4–5 Jahre gelagert werden, um sein Optimum zu erreichen. Den Muscat empfahl er als Aperitif, zu weißem Spargel und zu asiatischen Aromen. Die letzten beiden Weine kamen aus der Lage Gruenspiel, die die schwersten Böden – tiefer Mergel – im Betrieb aufweist. Der Pinot Gris war zu 30% in zweit- und drittbelegten Barrique-Fässern ausgebaut worden, und mit dem Gewürztraminer beschloss ein Bukettwein mit 24 g/L Zucker und 13 Vol.-% Alkohol den Abend, dessen Aromen als exotisch, an überreife Früchte und an Honig erinnernd charakterisiert wurden. Mit großem Applaus wurde Philippe Schwach schließlich verabschiedet.
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