Qualitätsweine aus Südtirol (November 2010)
Das Novembertreffen der Weinheimer Weingilde wurde mit eigenen Kräften bestritten, da in dieser Jahreszeit Winzer mit der Arbeit nm Weinberg und -keller voll ausgelastet sind. Das bietet eine ideale Gelegenheit, Weine aus Gegenden vorzustellen, deren Erzeuger wegen der großen Entfernung nicht nach Weinheim eingeladen werden können. Dieses Mal stand Südtirol auf dem Programm, und die Weinauswahl und -präsentation lag in den erfahrenen Händen von Gildemeister Jens Zepp.
Südtirol war früher als Massenweinproduzent bekannt – unter dem Namen "Kalterer See Auslese" konnte so ziemlich alles abgefüllt werden, was rot war und wenig Qualität bot. Doch das hat sich nach 1983 geändert. Damals brach der Markt für diese Weine zusammen, und sowohl die unabhängigen Winzer als auch die Winzergenossenschaften, die in Südtirol den allermeisten Wein erzeugen (nur 100 von rund 5000 Weinbauern verarbeiten ihre Trauben selbst), reagierten darauf mit einem Wechsel hin zu Qualität. Davon konnten sich die Gildemitglieder und die zahlreichen Gäste an diesem Abend bei drei Weiß- und vier Rotweinen überzeugen.
Der Eröffnungs-Kerner von Manni Nössing aus dem Eisacktal, der 1999 das elterliche Weingut übernommen und mit der Selbstvermarktung angefangen hatte, präsentierte sich voluminös und trotzdem spritzig. Darauf folgte ein Riesling aus dem Vinschgau von der Kellerei Falkenstein, Nachbar von Reinhold Messners Schloss Juval. Wegen seiner südlicheren Lage schmeckte dieser Wein deutlich anderes, als es der deutsche Rieslinggaumen gewohnt ist. Der Gewürztraminer als die Rebsorte Südtirols musste logischerweise aus dem namengebenden Ort Tramin stammen. Er kam von der ältesten Winzergenossenschaft Südtirols, der Kellerei Tramin. Mit ihrem Kellermeister Willi Stürz an der Spitze hat sie sich einen sehr guten Ruf erarbeitet.
Als erster Rotwein kam ein Vernatsch unter dem Namen St. Magdalener aus dem Weingut Unterganzer Erbhof am Ostrand des Bozner Beckens ins Glas. Der Vernatsch ist in Deutschland als Trollinger bekannt, und er ist die bekannteste einheimische Rotweinsorte Südtirols. Als nächster Wein folgte ebenfalls ein Vernatsch, diesmal als Kalterer See Auslese – hier jedoch in einer modernen Interpretation von der Kellerei Manincor. Mit diesem Wein zeigt Michael Graf Goëss-Enzenberg wie eine Kalterer See Auslese schmecken kann, wenn Ertragsreduzierung und gekonnter Ausbau zusammenkommen.
Mit dem sich anschließenden Merlot wurde eine der wenigen Winzerinnen Südtirols vorgestellt: Elena Walch. Die ausgebildete Architektin hat 1985 das Weinmachen für sich endeckt und Weingüter der Familie ihres Mannes unter ihre Fittiche genommen. Seitdem erhält sie für ihren Wein eine Auszeichnung nach der anderen.
Beschlossen wurde der genussreiche Abend mit einem Lagrein Castel Turmhof von der Kellerei Tiefenbrunner, die ganz im Süden des Südtiroler Unterlandes liegt.
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