Flüssige Edelsteine aus Franken: Randersacker-Weine beim Novembertreffen der Weingilde (November 2012)
Flexibilität ist alles – das bewies Praxedis Wagener beim letzten Treffen der Weinheimer Weingilde. Sie sprang ganz kurzfristig für Josef Störrlein ein, der gebeten hatte, den eigentlich zugesagten Termin absagen zu dürfen, denn ihm war ein Traktor über die Zehen gefahren, so dass er wegen Spezialschuhen nicht Auto fahren konnte, seine Frau war schwer erkältet und die Tochter auch verhindert. Also ließ sich Gildemeisterin Wagener per E-Mail Informationen zu den Weinen schicken, die zum Glück schon im Gildekeller lagerten, und präsentierte die sieben Weine mit großem Engagement.
Das Weingut existiert seit über 200 Jahren und hat vor rund 50 Jahren vom Fassweinverkauf auf Selbstvermarktung umgestellt. Auf den rund 12,5 Hektar werden 35% Silvaner, 25% Burgundersorten und 10% Riesling angebaut – den Rest teilt sich eine Vielzahl an Rebsorten – und daraus etwa 90000 Flaschen Wein produziert. Statt der klassischen Weinklassen nutzt das Weingut drei: „Edition“ für die Basisweine, „Tradition“ für Weine, die etwa Spät- oder Auslesekriterien erfüllen, und „TRIAS“ – in Anlehnung an die Zeit, aus der die Böden in Franken stammen – für seine großen Gewächse.
Der Abend begann mit einem Weißburgunder Tradition von 2011; darauf folgte ein 2011er Sylvaner von mindestens vierzig Jahre alten Reben, die dank ihrer hohen Lage noch nie durch Frost geschädigt wurden. Beim nächsten Wein, einem 2011er Frentsch, war natürlich eine Erklärung gefragt: Mit diesem Begriff wird der klassische gemischte Satz in Franken bezeichnet – im Elsass heißt er Edelzwicker. Die Rebsorten in diesem Frentsch waren Silvaner, gelber Muskateller, roter Traminer, Riesling und Burgundersorten, die im Weinberg hintereinander gesetzt sind, damit jede Rebsorte ihre optimalen Bedinungen vorfindet, und gemeinsam gelesen werden.
Die nächsten beiden Weine waren TRIAS-Weine aus der Lage Sonnenstuhl: ein Silvaner von 2010 und ein Riesling von 2009. Diese reine Südlage hat ein fast mediterranes Klima, und der Riesling wird dort erst Ende Oktober/Anfang November gelesen. Beide waren Granaten, keine „Terrassenweine“, sondern Weine, die die volle Aufmerksamkeit des Weinfreundes verdienen.
Mit den beiden letzten Weinen zeigte das Weingut, dass in Franken auch ausgezeichnete Rotweine entstehen. Der erste, die Primadonna der Rotweinsorten, ein Frühburgunder von 2009, wurde mit 105° Oechsle gelesen und mit einem „Kuss vom Holz“ ausgebaut, was ihm sehr gut stand. Der zweite war ein Schwarzriesling von 2009, der unter dem Namen Pinot „M“ firmierte. Damit wird auf den Alternativnamen der Rebsorte „Müllerrebe“ (=Pinot Meunier) angespielt, der sich damit erklärt, dass die behaarte Blattunterseite wie mit Mehl bestäubt aussieht. Der Wein hatte zwanzig Monate im Holzfass reifen dürfen und enthielt weniger als 0,1 Gramm Restzucker.
Mit einem großen Applaus dankten alle Praxedis Wagener für ihre ausgezeichnete Führung durch die Weinprobe. Sie schloss den Abend, indem sie noch auf den Dezembertermin neugierig machte, bei dem Weine des ersten Württemberger Winzers verkostet werden, der es in die Sterne-Gastronomie geschafft hatte.
|