Der Bocksbeutel, ein Markenzeichen des Frankenweins
Die Franken sind stolz auf ihre Weine. Sie sind auch stolz auf das Behältnis, in das sie in der Regel abgefüllt werden, nämlich den Bocksbeutel, die eigenwillig bauchige Flasche. Doch soll der Bocksbeutel nicht nur für eine bestimmte geographische Herkunft stehen, sondern auch Qualität garantieren. Ein weiteres Markenzeichen des Frankenweins ist, dass „trocken“ hier maximal 4 g Restzucker pro Liter bedeutet. Rund 40 % aller Weine erhalten das Gütezeichen „Fränkisch trocken“.
Natürlich ist nicht die Flaschenform, sondern der Inhalt für den Weingenuss entscheidend, und dass in Franken Weine von Weltformat erzeugt werden, ist unter Weinfreunden hinreichend bekannt. Insbesondere der Silvaner zeigt hier, was in ihm steckt. Für Genießer sind Silvaner und Franken eine Einheit. Aber auch Müller-Thurgau, Riesling und die Burgunderarten können sich sehen lassen. Schon Goethe schwärmte vom Frankenwein, und Kurt Tucholsky beschrieb ihn als „tief und rein wie ein Glockenton“ und bedauerte, dass man solche „Köstlichkeiten“ nicht streicheln kann.
Die Franken sind jedoch nicht nur auf ihre Weine stolz, sondern auch auf die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und die schöne Landschaft, denen man bei einer Weinreise auf Schritt und Tritt begegnet. Auf einer Erkundungsreise einiger Weingildianer zu den Steillagen entlang des Mains war eines ihrer Ziele der bekannte und malerische Weinort Iphofen am Fuß des Steigerwald und dessen Spitzenlage „Julius-Echter-Berg“ gewesen. Ein Spitzenerzeuger fränkischer Spezialitäten ist hier das Weingut Hans Wirsching. National und international bekannt und ausgezeichnet für seine hervorragenden Weine, seien sie aus Silvaner-, Riesling-, Scheurebe- oder anderen Trauben. Die Erwartungen der Weinfreunde bei ihrem Besuch wurden voll erfüllt, und so kam der Wunsch auf, die Weine dieses Weinguts einem größeren Personenkreis im Kerwehaus vorzustellen.
Obwohl der Weg nach Weinheim nicht der kürzeste ist, machte sich Armin Huth als Vertreter des Weinguts mit einer Kollektion der besten Weine auf den Weg und präsentierte sie der Weingilde. Dabei erfuhren die Anwesenden (mit Gästen über 50 Personen), dass das Weingut Wirsching schon seit 1630 besteht und ca. 75 ha Rebfläche unter Ertrag hat. Davon sind 40 % Silvaner und, entgegen dem Trend von nur 4 % in Franken, immerhin 20 % Riesling.
Schon der erste Wein, ein Silvaner Kabinett (2005) trocken, zeigte eine exquisite Qualität, die aber noch übertroffen wurde von der entsprechenden Spätlese – mineralisch und kräftig im Geschmack. Es folgten ein trockener Riesling Kabinett (2005) und eine trockene Riesling Spätlese – konzentriert im Geschmack, mit pflanzlichen und würzigen Aromen im Bukett. Die Riesling Spätlese (Großes Gewächs aus dem Jahr 2004) war vielschichtig, hatte Finesse und Potenzial. Danach wurde ein Wein verdeckt probiert (Blindprobe). Wie sich herausstellte, ein Chardonnay, eine in Franken nicht alltägliche Rebsorte. Auch er präsentierte sich kräftig und mit Finesse. Die folgende Scheurebe als halbtrockene Spätlese hatte eine feine Aromatik und war ein Gaumenschmaus.
Dass in Franken auch hervorragender Rotwein bereitet werden kann, bewies eine Cuvee von Spätburgunder und Domina. Die edelsüße Cuvee von Silvaner und Scheurebe, ein Sautern-Typ mit cremiger Fülle, beendete eine exzellente, interessante und kurzweilige Probe fränkischer Weine aus den Lagen „Kronsberg“ und „Julius-Echter-Berg”.
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