Weiß- und Rotweine von der hessischen Bergstraße (März 2010)
Im März kam Rolf Steinmüller aus Bensheim-Auerbach zur Weinheimer Weingilde, einer der „Jungwinzer“ der hessischen Bergstraße, die sich vor 20 Jahren zusammenschlossen, um den Weinbau an der hessischen Bergstraße voranzubringen. Auf ihre Initiative geht auch die beliebte Weinlagenwanderung am 1. Mai zurück.
Rolf Steinmüller, der nicht aus einer Winzerfamilie stammt, hat sich in diesen 20 Jahren durch das Pachten oder Kaufen von Rebflächen ein kleines, aber feines Weingut mit mittlerweile vier Hektar Rebfläche aufgebaut, das er zunächst im Nebenerwerb bewirtschaftete. Erst als sein letzter Arbeitgeber, das Weingut Strauch in Heppenheim, den Weinbau aufgab, entschloss er sich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und sich ganz dem eigenen Weingut zu widmen.
Die Probe begann mit dem typischen Wein der Bergstraße, einem Riesling Kabinett, der von 40 Jahre alten Rebstöcken stammte. Da die Wurzeln eines Rebstocks pro Jahr etwa einen Meter in die Tiefe wachsen, erreichen die Weine aus diesem Weinberg eine hohe Dichte und große Mineralität.
Als zweiten Wein hatte die Gilde einen feinherben Müller-Thurgau im Glas, einen Wein, der durch seine Fruchtigkeit und Frische einfach Spaß machte. Die Rebsorte Müller-Thurgau wird, so Rolf Steinmüller, vom deutschen Verbraucher nicht richtig wahrgenommen. Im Ausland, speziell in Südtirol, erlebt sie dagegen einen richtigen Boom. Als dritten und letzten Weißwein präsentierte Steinmüller eine für die Bergstraße eher untypische kraftvolle und dichte Silvaner Spätlese trocken.
Den Reigen der Rotweine eröffnete ein fruchtiger, junger Merlot. Diesen baut Steinmüller als Vergleichssorte für den nächsten Wein, den Tempranillo, an, da man nach dem deutschen Weinrecht neben eine in den Versuchsanbau genommene Rebsorte zum Vergleich eine bereits etablierte Sorte setzen muss. Als Nächstes kam der schon angesprochene Tempranillo ins Glas, ein Wein, auf den die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste sehr gespannt waren. Sie bekamen eine noch hefetrübe Fassprobe gereicht, da der Wein wegen des langen und kalten Winters noch nicht regulär abgefüllt werden konnte. Dennoch ließ sich bereits erahnen, dass der Tempranillo für den Anbau an der Bergstraße gut geeignet ist. Als dritter Rotwein kam dann wieder ein Klassiker des deutschen Rotweinbaus, eine Spätburgunder Auslese. Auch hier hatte Rolf Steinmüller die Reben zusammen mit dem Weinberg übernommen.
Den Abschluss bildete eine absolute Rarität, ein sortenrein ausgebauter Dunkelfelder, eine Rebsorte, die ursprünglich als Deckrotwein zum Färben von Spätburgunderweinen angebaut worden war. Der Wein präsentierte sich fast schwarz mit einem dazu passenden Geschmack nach dunkler Schokolade. Steinmüller erzählte, dass sie bei der Ernte Handschuhe tragen müssen, da sonst die Hände noch tagelang eingefärbt sind. Mit diesem außergewöhnlichen Wein endete eine informative und interessante Weinprobe.
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