Regine Minges – eine Winzerin mit Leib und Seele (März 2013)
Bei einem Heimatort mit 420 Einwohnern und dabei 20 Weingütern, darunter das der Eltern, ist der berufliche Weg eigentlich vorgezeichnet. Doch Regine Minges aus Flemlingen in der Südpfalz wollte erst sicher sein, dass ihr das Winzerleben mit all seinen Facetten zusagt, und so absolvierte sie eine Lehre weg von zu Hause, bevor sie das Studium in Geisenheim aufnahm. Mit Erfolg: Inzwischen kümmert sie sich gemeinsam mit ihren Eltern um das Familienweingut, dessen Rebfläche heute 25 Hektar beträgt. Das Engagement, mit dem sie bei der Sache ist, konnten die Besucher des Märztreffens der Weinheimer Weingilde live erleben. Als wesentliche Merkmale ihres Betriebes nannte sie die eigene Versektung und eine große Experimentierfreude, die sich unter anderem in dem sehr breiten Rebspektrum widerspiegle.
Zur Begrüßung gab es einen Rosé-Sekt brut aus der Spätburgundertraube. Regine Minges erklärte, dass sie jedes Jahr neu entscheiden, ob sie Sekt machen und wenn ja, welche Traubensorte(n) sie dafür verwenden. Sie nutzen die traditionelle Flaschengärung und degorgieren ihren Sekt chargenweise, um immer einen frisch wirkenden Sekt anbieten zu können.
Nun folgten insgesamt sieben Weine, die mit Scheurebe, Riesling, Grauburgunder, Chardonnay und Spätburgunder sowie einer roten Cuvée aus den Bordeaux-Sorten einen guten Überblick über das Sortiment des Weinguts boten. Die Scheurebe stammte von über vierzigjährigen Reben, hatte ganze 0,6 g/l Restzucker und öffnet sich als 2011er jetzt erst allmählich.
Der zweite Wein – mit dem Namen Froschkönig – ist eine noch junge Spezialität des Hauses: 2007 beschloss Theo Minges, den Wein aus wunderbar reifen und gesunden Rieslingtrauben 18 Monate in Edelstahltanks zu legen und in dieser Zeit nicht zu probieren. Nach dieser gar nicht einfachen Wartezeit hatten sie einen (restsüßen) Wein, der nicht dem Charakter ihrer sonstigen Weine entsprach, aber sie alle sehr begeisterte. Seitdem haben sie das Froschkönigprinzip zweimal wiederholt, und jedes Mal mit märchenhaften Weinen.
Beim Grauburgunder, der selbst dieser Rebsorte kritisch gegenüberstehende Weinfreunde absolut überzeugte, erfuhren die Gäste, dass die Minges die Gefahr durch zu dicht stehende Beeren dadurch mindern, dass sie in der Blüte bereits entblättern, was auf natürliche Weise einen Phytohormonschub in der Rebe auslöst, der ihr die Information vermittelt: "Du kannst nicht so viele Beeren durchbringen, also lass einfach pro Traube weniger Beeren wachsen".
Der folgende Chardonnay von 2009 kam aus dem großen Holzfass und wurde erst 2012 abgefüllt – er war trotz seiner Reife also noch "knackig".
Den Übergang zu den Rotweinen gestaltete ein Riesling mit ausgeprägter Säure, ein Flemlinger Zechpeter, dessen Weinberg noch Regines Großvater gepflanzt hatte. Dieser Wein weckte die Geschmacksknospen im Mund wieder, und tatsächlich waren danach alle bereit für die Spätburgunder Spätlese von 2009, die teilweise im Barrique und teilweise in großen Holzfässern ausgebaut und erst im August 2012 abgefüllt worden war. Noch länger hatte die letzte Probe im großen Holzfass ruhen dürfen: von 2008 bis 2012. Die Cuvée erfreute mit feinen Röstaromen und einer dezenten Cassis-Note.
Zum Schluss dankte Obergildemeister Dr. Siegfried Weber der Referentin für diesen überaus informativen und spannenden Abend.
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