Wein aus dem Wonnegau – die Winzergenossenschaft Westhofen zu Gast bei der Weinheimer Weingilde (März 2007)
Das Weinanbaugebiet Rheinhessen ist für den Weinfreund interessant geworden, denn dank einer neuen Winzergeneration hat der rheinhessische Wein in den letzten zehn Jahren enorme Fortschritte gemacht. So zählen insbesondere im Bereich „Wonnegau“ rheinhessische Weingüter zu den höchstdekorierten. Wer jedoch glaubt (der Name lässt es vermuten), das Weinanbaugebiet Rheinhessen liege im Land Hessen, der irrt. Der Name hat mit der Zugehörigkeit (1816–1918) als Provinz zum einstigen Großherzogtum Hessen-Darmstadt zu tun. Heute gehört Rheinhessen zu Rheinland-Pfalz, und das rheinhessische Mainz ist sogar dessen Landeshauptstadt. Von den 136 Gemeinden betreiben lediglich Budenheim und Hamm am Rhein keinen Weinanbau.
Die Entwicklung der Weinqualität machte auch vor den Kellern der Genossenschaften nicht halt. Auch diese setzen heute kompromisslos auf Qualität. Unter anderem durch Ertragsbegrenzung und kontrollierte Vergärung gelingt es ihnen, die geologische Vielfalt der Region zu nutzen. Dies gilt auch für die Winzergenossenschaft in Westhofen. Viele Prämierungen und Ehrungen auf Landes- und Bundesebene unterstreichen diese Einschätzung. Der Geschäftsführer der Genossenschaft kam höchstpersönlich ins Kerwehaus, um „seine“ Weine vorzustellen. Zu erfahren war, dass die Genossenschaft im Jahre 1920 gegründet wurde und in den Gemeinden Westhofen, Gundersheim, Eppelsheim und Ober-Flörsheim 345 ha bester Lagen bearbeitet. Der Jahresertrag sind ca. vier Millionen Liter. Geboten wird aus einer vielfältigen Rebsortenpalette bei den Weißen alles von unkomplizierten Zechweinen über rassige bis lebhaft fruchtige Qualitäts- und Kabinettweine, elegant fruchtige Spät- und Auslesen im trockenen Bereich sowie solche mit opulenter Süße bis zu edelsüßen Kreszenzen. Das Spektrum bei den Rotweinen reicht von fruchtig leichten und gerbstoffarmen über dezent tanninbetonte aus dem Barrique bis zu tiefroten und gehaltvollen.
Interessant war auch zu hören, dass die Weinlese den Winzern 2006 nicht leicht gemacht wurde. Die extremen Witterungsverhältnisse führten zu verstärkter Fäulnis. Schnelle und selektive Arbeit im Weinberg war angesagt. Nicht brauchbares Lesegut musste entfernt und noch gesundes möglichst schnell geerntet und verarbeitet werden. Eine arbeitstechnisch und organisatorisch schwierige Situation, denn die Ernte musste innerhalb von zweieinhalb Wochen eingebracht werden. Da hat Romantik keinen Platz. Wer es hinbekam, wurde jedoch mit ausgezeichneten Weinen belohnt wie den von der Gilde verkosteten Weinen dieses Jahres. Auch die anderen Weine der Probe wussten zu gefallen. Es handelte sich durchweg um reintönige Tropfen, die dem Freund von geschmacklich harmonischen Weinen mehr Freude bereiten als dem Freak säurebetonter und knochentrockener Tropfen.
Der Einstieg in die Probe begann mit einem Portugieser Classic und einer trockenen Spätburgunder Spätlese, beide mit kräftigem Geschmack und angenehm im Abgang. Nach einem frischen und trockenen Portugieser Weißherbst folgte als erster Weißer ein angenehmer und ebenfalls trockener Rivaner (Müller-Thurgau). Der folgende Riesling Classic war frisch und nachhaltig. Dies galt auch für den nächsten Wein, eine trockene Riesling Spätlese. Elegant und vollmundig war die Grauburgunder Auslese feinherb aus dem Sonnenjahr 2003. Mit einer Spezialität der Genossenschaft, einer 1999 Huxelrebe Beerenauslese, einem edlen und gehaltvollen Wein, wurde ein wiederum interessanter Gildeabend beendet.
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