Bioweine aus dem Kraichgau Das Weingut Becker überzeugte die Weingilde (März 2019)
Alexander Becker kam in Begleitung seines Vaters nach Weinheim, um den Familienbetrieb vorzustellen. Das war nicht der erste Kontakt, denn im Februar 1998 war Becker sen. schon einmal mit seinen Weinen Gast im Kerwehaus. Damals betrieb er sein Weingut in Malsch noch nebenberuflich und war hauptberuflich für die Weinerzeugung der Firma Freudenberg zuständig. 2015 hat Becker jun. den Betrieb übernommen, wird aber nach wie vor von den Eltern tatkräftig unterstützt. Der rund acht Hektar große Betrieb wird seit 2014 als Biobetrieb geführt, und seit 2017 sind fast alle Lagen auch biozertifiziert.
Eröffnet wurde der Abend jedoch mit einer kurzen außerordentlichen Mitgliederversammlung, denn es stand die Neuwahl des Schriftführers an. Utta Frederich hatte nach vielen Jahren das Amt zur Verfügung gestellt, und als Nachfolgerin wurde einstimmig Silke Magel gewählt. Danach wurde Utta Frederich von Obergildemeister Siegfried Weber mit einem Blumenstrauß für ihren Einsatz gedacht. Erst danach kam das erste Getränk ins Glas: ein Jahrgangssekt Pinot Rosé Sekt brut, der wie alle Sekte des Weinguts komplett im eigenen Betrieb hergestellt wurde, überraschend charaktervoll schmeckte und die Geschmacksrichtung für den Rest des Abends definierte: Es gab ausschließlich trockene Weine – zunächst drei Weißweine von 2017: einen Auxerrois, einen Weißburgunder und einen Chardonnay. Der Auxerrois kam auf seinem Weg aus dem Elsass schon vor langer Zeit im Kraichgau an, während er in anderen deutschen Weinregionen noch fast als Exot gilt. Er ist eher säurearm und wird nie sehr alkoholreich, was ihn für viele Weinliebhaber interessant macht. Beim sehr eleganten und feinen Weißburgunder überraschte die Cremigkeit im Abgang, denn der Wein war komplett im Edelstahl ausgebaut worden. Der Chardonnay war ein Lagenwein. Dazu erklärte Alexander Becker, dass es im Weinort Malsch nur zwei Lagen gibt, die eine ist 110 Hektar groß, die andere nur 7 Hektar, wobei die erste Lage sehr verschiedene Böden aufweist, weshalb die Lagenangabe wenig über den Wein verrät, und die zweite Lage eher weniger gute Böden umfasst. Aus diesen Gründen unterscheiden sie zwar ihre Weine nach Basis-, Guts- und Lagenweinen, geben aber keine Lagennamen an. Um welche Qualitätsstufe es sich handelt, verrät die Zahl der ausgefüllten Rebblätter auf dem Etikett. Den Chardonnay charakterisierten ein feines Birnenaroma und ein toller Nachklang, und er wirkte trotz seiner mehr als 14 Volumen-% Alkohol nicht sprittig, was nach Beckers Aussage nur bei kühler Vergärung gelingt.
Nun folgten zwei Weißweine von 2016: ein Weißburgunder sur lie und ein Grauburgunder Barrique. Der erste war über neun Monate spontanvergoren und lag insgesamt ein Jahr im gebrauchten 500-Liter-Holzfass, wobei er auch einen biologischen Säureabbau durchlief. Auf die Flasche kam er dann nach einer Grobfiltration, so dass Hefespuren zum Geschmack beitragen. Der Barrique-Wein lag ein Jahr in einem Fass, das speziell für den Weißweinausbau getoastet wurde. Hier erzählte Becker jun., dass sie den Grauburgunder der letzten Lese in einer freistehenden, nicht beschichteten Tonamphore aus der Toskana ausbauen und auf das Resultat sehr gespannt sind.
Den Abschluss machte ein besonderer Wein: eine Spätburgunder Reserve von 2015, mit der das Weingut den deutschen Vinum-Rotweinpreis 2018 gewonnen hat. Damit kamen die Besucher in den Genuss eines Weines, der schon kurz nach der Bekanntgabe der Auszeichnung ausverkauft war. Er wuchs auf Muschelkalk – ein für Spätburgunder idealer Untergrund – und wurde mit weniger als 30 Kilogramm pro Ar geerntet. Als Reserve-Wein lagerte er zwei Jahre im Holz.
Auf die Frage, ob sie keinen Riesling anbauen, war die Antwort nein, denn dafür seien ihre Böden zu gut, sprich zu nährstoffreich. Auch die Frage nach den Vertriebswegen wurde beantwortet: ein Händler, ein paar gastronomische Betriebe, vorwiegend aber Direktverkauf an Endkunden. Damit endete ein weiteres äußerst genussreiches Treffen der Weinheimer Weingilde.
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