Ein Abend mit Rieslingen aus der Pfalz (Mai 2008)
Dieses Treffen der Weingilde stand ganz im Zeichen des Rieslings – der deutschen Rebsorte schlechthin. Sabine Mosbacher-Düringer vom Weingut Georg Mosbacher in Forst erklärte auch gleich warum: Zum einen haben sie über 80% ihrer Rebfläche mit Riesling bestockt, zum anderen eignet sich der Riesling besonders gut, um den Einfluss des Bodens auf den Wein zu verdeutlichen. Doch vor dem Einstieg in die Rieslingwelt gab es einen Sauvignon Blanc von 2007 zu verkosten. Ihre Liebe zu dieser Rebsorte entdeckten Frau Mosbacher-Düringer und ihr Mann bei einem Urlaub in Neuseeland, und sie beschlossen daraufhin, einen Versuchsanbau zu beantragen. 2001 wurde die Rebsorte auch für den normalen Anbau zugelassen, und seither hat sie sich zur Trendsorte entwickelt und wird inzwischen deutschlandweit auf rund 300 ha angebaut.
Der erste Riesling dann, ein Deidesheimer Herrgottsacker, war erst wenige Wochen vorher abgefüllt worden und war daher noch nicht so rund wie die ihm folgende Forster Elster, die sich durch einen erfreulich langen Abgang für einen Kabinettswein auszeichnete. Sabine Mosbacher-Düringer erklärte das mit der etwas höheren Restsüße dieses Weines. Danach kam eine Spätlese von der Lage Deidesheimer Leinhöhle, einem Südhang, an dem früher die Leintücher zum Trocknen ausgelegt wurden und der als Buntsandsteinboden bei mäßiger Wasserversorgung nicht einfach zu bewirtschaften ist. Doch 2007 war aus Winzersicht ein gutes Jahr: Eine frühe Blüte ohne späten Frost, im Sommer nicht zu heiß und ausreichend Niederschläge und dann ein schöner, trockener Herbst lieferten perfekt reifes, gesundes Lesegut.
Beim nächsten Wein – einem trockenen 2006er „Basalt“ – stand sofort die Frage im Raum: Warum hat dieser keine Lagen- und Qualitätsstufenbezeichnung. Die Erklärung führte zu einem Aspekt des Weinmarketings in Deutschland: Das Weingut Georg Mosbacher gehört seit 1993 dem Verein Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) an und hat inzwischen vier seiner Reblagen als Große-Gewächse-Lagen klassifizieren lassen: Kieselberg, Pechstein, Ungeheuer und Freundstück. Das bedeutet in der Pfalz unter anderem, dass trockene Weine aus den Rebsorten Riesling, Weiß- oder Spätburgunder diesen Lagenname nur noch tragen dürfen, wenn sie den Bedingungen des VDP für die Kennzeichnung als Großes Gewächs genügen. Da 2006 die Trauben vom Pechstein nicht die erforderlichen Oechslegrade erreichten, erhielt der Wein den „Markennamen“ Basalt, der aber eindeutig auf seine Herkunft von der Basaltader hinweist, die den Forster Boden durchzieht. Nun durfte ein echtes Großes Gewächs natürlich nicht fehlen: Ein 2004er von der kleinsten Forster Lage, der Lage Freundstück, unterstrich das Reifepotenzial hochwertiger Rieslingweine. Abgeschlossen wurde die Probe mit einem edelsüßen 2005er Ungeheuer, dessen fast 100 g Restsüße dank der Säure von 8,5% überhaupt nicht aufdringlich waren.
Doch die Besucher durften nicht nur ausgezeichnete Weine kennenlernen, sondern sie erfuhren auch viel über das Weingut und seine Betreiber. Der Großvater von Sabine Mosbacher-Düringer gründete das Weingut mit damals etwa 9 ha (heute sind es rund doppelt so viele). Die Sorge ihres Vaters, ob sich wohl eine seiner drei Töchter für den Weinbau begeistern könne, legte sich erst, als sie ein Studium in Geisenheim aufnahm und dort ihren heutigen Mann kennenlernte, der zudem 1992 bereit war, vom Kaiserstuhl in die Pfalz überzusiedeln. Die Mitgliedschaft im VDP ist für ein kleineres Weingut vor allem eine fantastische Möglichkeit, national und international bekannt zu werden, z.B. durch den gemeinsamen VDP-Stand auf Weinmessen, der von Weinjournalisten und Sommeliers intensiv genutzt wird.
Als ob das alles nicht genug Arbeit wäre, engagiert sich Frau Mosbacher-Düringer auch noch in dem vor 17 Jahren gegründeten Verein Vinissima, der Frauen offensteht, die beruflich mit Wein zu tun haben, und der inzwischen 324 Mitglieder hat. Dort treffen sich Winzerin, Weinjournalistin, Sommelière und Weinhändlerin und können so jede Menge über die Arbeit der anderen lernen. Da es für einen internationalen Erfolg wichtig ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, erwarb Sabine Mosbacher-Düringer zudem das Level 4 Diploma in Wines and Spirits des Wine & Spirit Education Trust. Dabei lagen die Schwerpunkte auf Blindverkostungen und auf Weinen aus der ganzen Welt, was für sie eine reizvolle Erweiterung ihres Weinwissens, gerade auch für Gespräche mit ihren Kunden, bedeutete.
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