Klein, aber fein: Weine vom Mittelrhein begeisterten (Mai 2018)
Anfang Mai traf sich die Weinheimer Weingilde, um das VDP-Weingut Lanius-Knab kennenzulernen. Sein Chef, Jörg Lanius, stellte seinen mit rund 10,5 Hektar für den Mittelrhein großen Betrieb anhand von vier Weinen des Jahrgangs 2017 und drei Weinen des Jahrgangs 2016 vor, und erzählte einiges aus der Geschichte des Weinbaus am Mittelrhein. In dieser Region wurde früher auf mehr als tausend Hektar Wein angebaut, doch politische Änderungen (ein wesentlicher Teil gehört heute zum Rheingau) und wirtschaftliche Schwierigkeiten (vor allem der Zusammenbruch des Fassweinmarkts als Folge des Glykolskandals in den 1980er Jahren) ließen die Größe auf ca. 470 Hektar schrumpfen, was den Mittelrhein zum zweitkleinsten Anbaugebiet nach der Hessischen Bergstraße macht. Die damals fehlenden Zukunftsperspektiven für Nebenerwerbswinzer machten es einige Jahre sehr einfach, gute Weinbergslagen zu kaufen. Dies hatte Jörg Lanius genutzt, um seinen Betrieb von zwei Hektar auf die heutige Größe wachsen zu lassen. Erst 1991 wurde der Mischbetrieb seiner Eltern auf ihn und seine Schwester aufgeteilt, und seitdem arbeitet er daran, seine Vorstellungen im Weinbau umzusetzen.
Das Weingut liegt in Oberwesel, das auf 2000 Jahre Weinbau zurückblicken kann, heute aber im Schatten seiner Nachbarn Bacharach und St. Goar steht, und hat auch nur in dieser Gemeinde in drei Lagen Rebstöcke stehen. Obwohl der Mittelrhein den höchsten Riesling-Anteil aller deutschen Weinanbaugebiete hat, ist gerade in Oberwesel auch der Spätburgunder schon lange zu Hause, weil es dort eine spezielle Lehmlage gibt, die sich weniger gut für den Riesling-, dafür umso besser für den Spätburgunder-Anbau eignet. Darum kam als erster Wein auch ein Spätburgunder Rosé ins Glas, der sich als ungewöhnlich charaktervoll erwies. Ihm folgte ein Rheinschiefer Riesling, den Lanius als typischen Vertreter seines Weinguts vorstellte. Der nächste Riesling, ein Rheingold Riesling, war feinherb ausgebaut, wirkte aber dank der gut eingebundenen Säure überhaupt nicht süß. Lanius erläuterte, dass er wegen der unterschiedlichen Böden der beiden nur rund 800 Meter voneinander entfernten Lagen im einen Fall den trockenen und im anderen den feinherben Ausbau als optimal ansieht.
Beim nächsten Riesling-Paar gab es wieder beide Geschmacksrichtungen im Vergleich: ein 2017er trocken und ein 2016er feinherb der Ersten Lage „Engehöller Bernstein“. In dieser Lage gehören ihm mehr als fünf Hektar am Stück. Ihren Namen bekam sie im Mittelalter, und er bedeutet „brennender, heißer Stein“, hat also nichts mit dem Harzprodukt Bernstein zu tun.
Den Abschluss machten zwei Große Gewächse, vom Oelsberg und vom Engehöller Bernstein, wobei hier der alte Katastername „Am Lauerbaum“ zur Unterscheidung von der Ersten Lage erlaubt wurde. Die Lage Oelberg, eine reine Terrassenlage, befindet sich direkt in einer Rheinbiegung am Fluss und besteht – für die Region unüblich – aus Schiefer, Buntsandstein und einer Löss-Auflage. Lanius erzählte, dass Kunden, die in ihrem Weingeschmack eher international geprägt sind, die Oelberg-Weine vorziehen, deutsch geprägte dagegen eher den Lauerbaum.
Auch wenn, wie meist bei solchen Proben, die Weine viel zu jung verkostet wurden, war der Abend ein reiner Genuss, und Jörg Lanius wurde mit großem Beifall verabschiedet.
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