Weine aus dem Land der Fußball-WM 2010 (Juni 2010)
Wer an den Odenwald denkt, dem fällt sicherlich nicht als Erstes Wein ein, und doch brachte der Juni-Gast der Weinheimer Weingilde aus Eiterbach Weine mit. Es war Christian Heß, der im Hauptberuf im Restaurant Goldener Pflug mit viel Erfolg den Kochlöffel schwenkt. Vor ein paar Jahren kam ihm dabei die Idee, den Gästen, die sich bei ihm nach Einkaufsquellen für Weine erkundigten, die sie gerade in seinem Lokal genossen, diesen Service selbst anzubieten. Inzwischen hat sich dieser Service zu einem richtigen zweiten Standbein für Christian Heß entwickelt, und so freute er sich, als die Weingilde bei ihm anfragte, ob er zu Beginn der Fußballweltmeisterschaft einen Abend mit südafrikanischen Weinen bestreiten würde.
Eröffnet wurde der Abend mit einem südafrikanischen Sekt, der, sowohl was die verwendeten Rebsorten als auch was die Herstellung angeht, die Champagner-Linie fährt. Er stammte von Cabrière, dessen Wurzeln auf den Hugenotten Pierre Jourdan zurückgehen, und das seit 1982 im Besitz von Achim von Arnim, einem Spross der alten preußischen Offiziersfamilie, ist, der bei den Weinführungen sowohl das Öffnen von Sektflaschen mit dem Schwert demonstriert als auch seine eigenen Weine mit großem Genuss mittrinkt.
Nun folgten zwei Weißweine, ein Chenin Blanc von Simonsig, das zu den Mitbegründern der Cape Wine Route gehört, und ein Sauvignon Blanc von Eikendal. Hier entdeckten die Gäste, dass südafrikanische Weine selbst dann sehr frisch und fruchtig schmecken können, wenn ihr Alkoholgehalt alles andere als niedrig ist. Eikendal, von dem Christian Heß inzwischen zwölf Paletten jährlich abnimmt, wäre fast kein Lieferant geworden war, denn Heß war beim Familienurlaub schon bei so vielen Weingütern gewesen, dass seine Frau eigentlich keine Lust hatte, noch zu einem weiteren zu fahren. Schließlich willigte sie ein, und so nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Der letzte Weißwein war ein Chardonnay von Glen Carlou, der zehn Monate in jungen französischen Holzfässern gereift war. Er beeindruckte mit fein eingebundenen Vanilletönen. Das Weingut gehört seit 1995 zur Hess Group, die ihre Ursprünge in einer Schweizer Unternehmerfamilie hat.
Der erste Rotwein musste ein Pinotage sein, denn das ist DIE Rebsorte Südafrikas. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Pinot Noir und Cinsault und polarisiert die Weinfreunde ähnlich wie der Dornfelder in Deutschland. Der vorgestellte 2007er von Eikendal war eindeutig einer der gelungenen Vertreter. Der anschließende 2007er Shiraz – komplex und mit reifen Tanninen – kam von einem für südafrikanische Verhältnisse extrem kleinen Weingut: Das Weingut Mischa ist nur rund 8 ha groß, während schon 80-120 ha für Südafrika eigentlich klein ist. Das Weingut hatte sich per E-Mail an Heß gewandt, weil es einen Importeur in Deutschland suchte, gerade als Heß sowieso in Südafrika unterwegs war, so dass er schon am nächsten Tag dort sein konnte und inzwischen dieses Weingut mit großem Erfolg vertritt.
Der letzte Rotwein, ein 2005er Timeless von Stellenrust, war ein typischer Bordeaux-Blend. Diese Weine werden 12 Monate im Fass ausgebaut, reifen nach dem Blenden nochmal 12 Monate im Fass und kommen erst 24 Monate nach dem Abfüllen in den Verkauf – ein wunderschöner Wein. Ernie-Els-Weine stammen übrigens zum Teil von Reben dieses Weinguts.
Die Überraschung zum Schluss, Ratafia, war ein Chardonnay, der mit einem im Weingut hergestellten Brandy gesprittet worden war – ein idealer Begleiter zum Beispiel für eine Gänsestopfleber. Obergildemeister Siegfried Weber dankte Christian Heß für seine hochinteressanten Einblicke in die Weine aus dem Süden Afrikas.
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