Eine Frau weiß was sie will: Stefanie Weegmüller stellte Ihre Weine vor (Juni 2011)
Am 7. Juni war das Weingut Weegmüller aus Neustadt-Haardt, vertreten durch Kellermeisterin Stefanie Weegmüller, mit acht Weinen der letzten drei Jahrgänge zu Gast bei der Weingilde. Es handelte sich ausschließlich um Weißweine, und das war der Beginn des roten Fadens, der sich durch diesen Abend zog: Hier war eine Frau, die Weine so macht, dass sie voll dahinter stehen kann, und nicht bereit ist, Moden mitzumachen, deren Sinn sie nicht einsieht.
Seit 1984 ist Stefanie Weegmüller für den Weinkeller verantwortlich, und vier Jahre später hat sie – gemeinsam mit ihrer Schwester – den 15 Hektar großen Betrieb ganz vom Vater übernommen. Wesentliche Elemente der Philosophie des Weinguts sind viel Handlese, keine Lagenbezeichnungen (außer bei den Weinen von alten Reben der Lage Herrenletten) sowie Entsäuern und andere „technische Maßnahmen“ nur am Most, nicht am fertigen Wein, der wie eine Elfe höchst vorsichtig behandelt werden sollte.
Als Einstieg gab es eine Scheurebe von 2010 mit dem Hinweis, dass trockene Scheureben ideale Sommerweine und restsüße hervorragende Begleiter von asiatischen Gerichten seien. Den Weißburgunder hat sie in den Betrieb eingebracht, weil sie diese sanftere Alternative zum Riesling als gute Ergänzung des Rebspektrums ansah. Der ausgeschenkte 2010er brauchte trotz der nichtidealen Bedingungen im letzten Jahr – anders als die Rieslinge – keine Entsäuerung und wirkte nun wegen seines Säuregehalts besonders spritzig. Mit dem dritten Wein wurde die zu mehr als 50 % angebaute Sorte Riesling vorgestellt. Der 2009er aus der Lage Mandelring entspricht mit seinen etwas 11 Volumenprozent Alkohol einem leichten trockenen Kabinettwein, die beiden anderen Rieslinglagen – Herzog und Herrenletten – liefern schwerere Weine.
Die anschließende Cuvée Fleur wurde 2007 kreiert, um an die verstorbene Oma anlässlich ihres 100. Geburtstags zu erinnern. Sie entsteht aus den drei im klassischen gemischten Satz angebauten Sorten Riesling (80 %), Gewürztraminer (15 %) und Silvaner (5 %). Als nächstes wurde ein 2009er Riesling Herrenletten ausgeschenkt; dieses „erste Gewächs zum kleinen Preis“ erhielt, wie Stefanie Weegmüller stolz erzählte, beim diesjährigen Concours Mondial in Straßburg eine Goldmedaille.
Nun folgte eine Rebsorte, die wohl jeder Weinliebhaber mit Österreich verbindet: ein Grüner Veltliner. Doch wurde diese Sorte vor etwa hundert Jahren schon mal in Deutschland angebaut, und zwar im Raum Heidelberg und in Sachsen. Darum gab es auch keinerlei Schwierigkeiten, als Stefanie Weegmüller ihn 2009 anpflanzen wollte, denn er war im Rebsortenverzeichnis für Deutschland enthalten. Sie entschied sich damals für eine wiederentdeckte alte Sorte, doch selbst hier müssen alle Trauben halbiert werden, um die erwünschte Qualität im gehobener Spätlesebereich zu erreichen. Der verkostete 2010er hatte 13 Volumenprozent Alkohol und unterstrich ihre Charakterisierung als pfeffriger, aber sonst ähnlich einem hochwertigen Grauburgunder. Ein solcher stand als nächstes an: ein 2008er Grauburgunder Herrenletten, der nach Weegmüllers Worten durchaus gewollt im Ruländerstil gehalten war.
Den Abschluss machte eine 2008er edelsüße Rieslaner Auslese Mandelring, zu der Weegmüller erzählte, dass diese Sorte schwierig sei, weil sie sehr lange hängen müsse, um vollreif zu sein, dann aber eine große Tendenz habe, ohne Bortritis-Befall am Stock zu Rosinen zu schrumpfen, was Weine mit markanter Säure ergibt, die den Zucker wunderbar ergänzt.
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