Ein Winzer, der weiß, was er will
Eine Familie mit mehr als 250 Jahren Weinerfahrung (Juni 2014)
Westhofen in Rheinhessen zeichnet sich durch besonders gute Böden aus, die es ehrgeizigen Winzern erleichtern, ausgezeichnete, charaktervolle Weine zu produzieren. Zu welchen Ergebnissen das beim Weingut K. F. Groebe führt, präsentierte der derzeitige Chef Fritz Groebe anhand von acht Weinen. Das Weingut gehört schon viele Jahre dem VDP an, und Groebe war an der Entwicklung der Lagenklassifizierung als Alternative zur Einteilung in die Qualitätsstufen QbA, Kabinett, Spätlese, Auslese etc. entscheidend beteiligt. Er verficht die Lagenklassifizierung vor allem aus zwei Gründen: wegen der besseren Verständlichkeit im Ausland, wo sie dominiert, und wegen der Überzeugung, dass die Lage über die Qualität eines Weines viel mehr aussagt als der Zuckergehalt des Traubensaftes, der der Einteilung in die deutschen Qualitätsstufen zugrundeliegt.
Groebe erzählte, dass das Weingut seit 1763, als sein Vorfahre aus Sachsen-Anhalt nach Westhofen gekommen war und in das bereits bestehende Weingut eingeheiratet hatte, unter seinem jetzigen Namen existiert und dass es schon damals kein klassischer Mischbetrieb war. Vielmehr war das zweite Standbein seines Vorfahren die Kunstschlosserei, und so konnte es sich die Familie leisten, den Wein nicht unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung zu erzeugen, sondern den Schwerpunkt auf die Qualität zu legen. Die steht auch heute an erster Stelle, und deshalb wird alles per Hand gelesen sowie nur bei den Gutsweinen eine alte Reinzuchthefe eingesetzt und bei allen anderen auf Spontanvergärung gesetzt. Seine Weine müssen ihm schmecken und sollen nicht einfach Kopien irgendwelcher anderer Weine sein; sie sollen zeigen, dass sie aus der nördlichsten Weinbauregion Europas kommen, was für den Winzer eine Herausforderung ist, aber zugleich die Weine zu Spezialitäten mit charakteristischen Jahrgangsmerkmalen macht.
Bei den Geschichten, die Groebe zu den Weinen erzählte, seien zwei hier aufgegriffen. Die Scheurebe ist bei ihnen seit fast 45 Jahren im Anbau, und zwar, weil sein Großvater Anfang des 20. Jahrhunderts beim Züchter dieser Sorte, Georg Scheu, gelernt hatte. Sie erzeugen erst seit 2003 trockene Scheureben, und dieser Wein war erstaunlich dezent in der Aromatik, und genauso soll er nach dem Willen von Groebe auch sein. Der Riesling *1763* lief früher als trockener Kabinett, doch diese Bezeichnung ist seit 2012 im VDP für restsüße Weine reserviert. Daher musste sein Name geändert werden, und weil 2013 ein Jubiläumsjahr im Weingut war, fiel die Wahl auf *1763*. Künftig wird jeder Riesling, der die Charakteristika des 2013er hat, diesen Namen bekommen.
Welche Weine konnten die Besucher an diesem Abend noch genießen? Einen trockenen Silvaner, einen Spätburgunder Weißherbst trocken, einen trockenen Riesling als Lagenwein sowie zwei Rieslinge als Große Gewächse (von 2008 und 2012) – und als Ãœberraschung hatte Groebe noch einen edelsüßen Riesling aus der Großen Lage Kirchspiel von 2001 mitgebracht, dessen Süße wunderbar durch seine Säure ausgeglichen war. Damit ging wieder einmal ein Abend voller phantastischer Weineindrücke und interessanter Erzählungen zu Ende.
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