Weine aus Heidelberg – viel zu wenig bekannt (Juni 2008)
Am 3. Juni hatte die Weingilde Besuch aus Rohrbach, das seit der Mitte der 1920er Jahre ein Stadtteil von Heidelberg ist. Hans Christian Winter, der Juniorchef des Weinguts Hans Winter, war gekommen, um zu beweisen, dass Heidelberg nicht nur für romantisch Veranlagte eine Reise wert ist, sondern dass es dort auch für Weinfreunde Interessantes zu entdecken gibt.
Der landwirtschaftliche Betrieb befindet sich seit neun Generationen in Familienhand. Derzeit werden etwa 5 Hektar der Anbaufläche für die Weinerzeugung genutzt. Der Schwerpunkt liegt mit rund 75% der Anbaufläche bei den Weißweinen, unter denen wiederum der Riesling dominiert. Bei den Rotweinen liegt der Spätburgunder an erster Stelle.
Die vorgestellten Weine kamen von den Lagen Heidelberger Burg und Heidelberger Herrenberg, die beide in Rohrbach liegen und am Hangboden eine dicke Lössschicht aufweisen. Erst weiter oben kommt der Einfluss des Gesteins – Buntsandstein oder Muschelkalk (eine Besonderheit für die Bergstraße) – zum Tragen. Daher sind die höheren Hanglagen auch für die edleren Rebsorten reserviert.
Die Probe begann mit drei trockenen Kabinettweinen aus der Burgunderfamilie, einem Weißburgunder, einem Chardonnay und einem Grauburgunder, wobei Hans Christian Winter bei dem Chardonnay darauf hinwies, dass ihm bei dieser Rebsorte der reduktive Ausbau sehr wichtig ist, damit die Weine nicht unangenehm breit im Geschmack werden. Zu den beiden nächsten Weinen, zwei trockenen Riesling-Spätlesen aus dem Jahr 2007, erzählte er, dass sie seit 2005 aus der gleichen Lage zwei trockene Spätlesen erzeugen und sie deshalb zur Unterscheidung mit den Initialen zweier Vorfahren belegt haben – JG für den Großvater Johann Georg, der den Weinberg direkt von seinem Großvater vererbt bekommen hatte, und V für den Urururgroßvater Valentin, der um 1900 Bürgermeister von Rohrbach war und den Weinberg gekauft hatte. Außerdem erfuhren die Zuhörer, dass der Restzucker bei den Rieslingen des Weinguts immer an der Obergrenze für die Bezeichung „trocken“ liegt, da Herr Winter davon überzeugt ist, dass gerade dem Riesling eine gewisse Restsüße gut steht, und dass der Zuckergehalt bei ihnen nicht über eine Süßreserve eingestellt wird, sondern mithilfe von abgestoppten Weinen. Als Grund gab er an, dass beim Vergären zuerst die Glucose im Zucker in Alkohol umgewandelt wird und daher in gestoppten Weinen anders als in der Süßreserve fast ausschließlich die stärker süß schmeckende und für Diabetiker ungefährliche Fructose vorliegt.
Mit zwei Weinen aus dem Rotweinsortiment, einem Regent aus dem Jahr 2003 und einem Spätburgunder aus dem Jahr 2005, die beide im Barrique ausgebaut worden waren, endete eine rundum harmonische und dank des engagierten Vortrags von Herrn Winter unterhaltsame Probe.
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