Deutsche Weinkönigin und Winzerin aus Leidenschaft (Juni 2018)
Im Juni traf sich die Weinheimer Weingilde, um wieder einmal Weine von der Mosel zu genießen. Diesmal kamen sie aus Mehring an der Mittelmosel und stammten aus dem Weingut der dritten deutschen Weinkönigin, die dieser kleine Ort hervorgebracht hat: Lena Endesfelder hatte 2016/2017 dieses Amt inne.
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Als reines Weingut besteht der Betrieb erst seit 25 Jahren, nachdem sich Lenas Vater entschlossen hatte, seinen Job in der Getränkeindustrie aufzugeben und auf den elterlichen Hof zurückzukehren. In seiner Frau, die aus Krefeld stammt, befristet als Bibliothekarin in Trier arbeitete und bei einer Tour durch die Weindörfer die Haustür des Hofes so einladend fand, dass sie dort klingelte – der Rest ist Geschichte –, hatte er von Anfang an eine große Hilfe.
Lena Endesfelder wusste schon sehr früh, dass sie Winzerin werden möchte, und darum überzeugte sie ihre Mutter und ihre Schwester auch, den Weinanbau nicht aufzugeben, als ihr Vater 2011 bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. 2016 schloss sie ihr Weinbau- und Önologie-Studium in Geisenheim ab, obwohl sie parallel mehrere Stufen zur deutschen Weinkönigin nahm: von der Orts- über die Verbandsgemeinde- zur Gebietsweinkönigin. Im Oktober 2016 wurde sie dann in Mainz zur deutschen Weinkönigin gewählt. Seit dem Ende ihrer Amtszeit kann sie sich nun mit ganzem Einsatz ihrem eigentlichen Ziel widmen: die Weine des Endesfelder-Weinguts gemäß ihren Vorstellungen weiterzuentwickeln und den Betrieb technisch „aufzurüsten“.
Mitgebracht hatte sie –wie es sich traditionell für die Mosel gehört – Rieslinge. Der Abend begann mit einem Brut-Sekt, dem ein QbA-Wein folgte. Da die Moselweine sich vor allem durch das Wachstum im Steilhang auszeichnen, was das deutsche Qualitätssystem nicht optimal widerspiegelt, nutzt sie eine an die VDP-Klassifizierung angelehnte Abstufung; zudem erzählte sie, dass sie für ihre Topqualität aus den Steillagen hochwertige Naturkorken aus Portugal nutzt, vor deren aufwendiger Produktion sie große Achtung hat, seit sie vor kurzem eine Korkenproduktion in Portugal besuchen konnte.
Der nächste Wein war dann auch schon ein Steillagen-Riesling, der als trockener Wein mit nur 10,5% Alkohol Erstaunen auslöste. Der dritte Wein – gleicher Jahrgang, gleiche Qualitätsstufe – war nach Lena Endesfelders Aussage ein „Unfall“, denn sie wollte ihn eigentlich mild ausbauen, doch dann war er rasch bei halbtrocken gelandet. Zum Unterschied zwischen halbtrocken und feinherb merkte sie an, dass der erste Begriff durch das Weingesetz definiert sei und für Weine mit nicht mehr als 18 Gramm Restzucker im Liter steht, während feinherb ein nicht exakt definierter Begriff ist, mit dem Winzer Weine bezeichnen, deren Zuckergehalt höher als 18 Gramm ist, die aber vom Geschmackseindruck her nicht lieblich sind. Sie verwendet feinherb bis 25 Gramm Zucker und schätzt diese Weine als unkomplizierte Festweine.
Zur großen Überraschung erzählte sie nun, dass inzwischen bei einigen Steillagen sogar an der Mosel entwickelte Vollernter eingesetzt werden können, dass dafür aber die Drahterziehung und nicht die an der Mosel klassische und bei ihren Weinbergen noch vorherrschende Einzelstockerziehung notwendig ist. Neu war vielen zudem, dass die Festlegung auf Rieslinge an der Mosel auf Clemens Wenzeslaus von Sachsen zurückgeht, der Ende des 18. Jahrhunderts gelebt hat und auch der letzte Kurfürst von Trier war. Auch die Nationalsozialisten mischten bei der Rebensortenvielfalt an der Mosel mit: Sie verboten den Anbau von Rotweinsorten. Erst 1987 wurde die Festlegung auf den Riesling wieder aufgehoben.
Der fünfte Wein, eine feinherbe Steillage, trägt seit der Wahl Lenas zur Ortsweinkönigin den Namen Queens. Da beim langsamen Vergären der Fruchtcharakter eines Weines stärker herauskommt und das Lenas Ziel ist, gehört zu den nächsten Veränderungen im Weingut der Einbau einer Kühlung für die Gärtanks.
Nach fünf sehr ansprechenden Weinen beschloss den Abend ein Wein von 2016 mit 68,5 Gramm Restzucker, sprich ein Vertreter der mit der Mosel üblicherweise assoziierten lieblichen Weine. Doch auch hier sorgte die Säure dafür, dass man nicht den Eindruck eines nur süßen Getränks hatte.
Mit viel Applaus und einem Blumenstrauß wurde die Referentin schließlich verabschiedet.
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