Rebzuchtanstalt Geilweiler Hof

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Der Kampf gegen den Mehltau – der Rebenzüchter als Helfer des Winzers
(Juli 2012)

Einen ungewöhnlichen Schwerpunkt hatte das Julitreffen der Weinheimer Weingilde, denn mit Dr. Rudolf Eibach vom zum Julius Kühn-Institut gehörenden Geilweilerhof in Siebeldingen war kein Winzer zu Gast, sondern ein Wissenschaftler, der sich das Ziel gesetzt hat, die Reben durch Züchtung so zu verändern, dass sie gute Weine liefern, ohne noch so empfindlich gegen Pilzbefall zu sein wie die klassischen Rebsorten. Immerhin werden in der EU zwei Drittel aller Fungizide für den Rebschutz bei Tafel- wie Weintrauben eingesetzt, und in Deutschland wachsen Reben nur auf 1% der Nutzfläche, aber für sie werden 35% der Fungizide verwendet.

Die beiden wichtigsten Pilzerkrankungen sind der echte und der falsche Mehltau, die wie die Reblaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppt wurden, und ohne die Entdeckung der fungiziden Wirkung von Kupfer und Schwefel wenig später wäre der Weinanbau in Europa wohl nicht zu retten gewesen. Parallel dazu wurde schon früh vor allem in Frankreich versucht, durch Kreuzungen pilzresistenter nordamerikanischer Rebsorten mit den europäischen Edelsorten die Vorzüge beider Arten zu kombinieren. Dieses Zuchtziel ist immer noch gültig, doch kann man heute dabei gezielter vorgehen, denn man hat inzwischen im Erbgut der Rebe einige Orte identifiziert, die Resistenzgene tragen, und man kann mit modernen Methoden schneller herausfinden, welche Sämlinge Resistenzgene bekommen haben und welche nicht.

Ob aber auch die für einen guten Wein erforderlichen Erbanlagen vorhanden sind, wird erst sichtbar, nachdem der erste Wein mit einer Neuzüchtung hergestellt wurde. Darum gehören zum Geilweilerhof 45 Hektar, auf denen die Neuzüchtungen neben klassischen Sorten wachsen, die für Vergleichszwecke gebraucht werden.

Der erste Wein war ein Regent, und das ist die erste Neuzüchtung mit Pilzresistenz als Ziel, die im Markt erfolgreich war, denn sie bot als Zusatznutzen eine kräftige rote Farbe und verkörpert eher den südländischen Rotweintyp. Der zweite dagegen, ein Reberger, sollte einem klassischen deutschen Rotwein ähneln, was dank des Vaters Lemberger auch erreicht wurde. Von der Kreuzung (1986) bis zum Sortenschutz dauerte es in diesem Fall 18 Jahre. Der letzte Rotwein, Calandro, ist eine Kreuzung aus Domina und Regent. Die Domina, das Ergebnis einer Kreuzung von Portugieser und Spätburgunder vor rund 80 Jahren, ist seit Ende der 1970er Jahre im Anbau, doch nur durch das Einkreuzen des Regent konnte Pilzresistenz erreicht werden.

Unter den anschließend verkosteten fünf Weißweinen waren zwei, die bisher keinen Verkaufsnamen erhalten haben. Der Grund ist in beiden Fällen, dass die mit ihnen erzeugten Weine zwar durchaus ansprechend sind, dass es aber inzwischen andere Kreuzungen mit gleich guten Resistenzwerten gibt, die weinbauliche Vorteile bieten. Außerdem gab es zwei erfolgreiche Neuzüchtungen zu verkosten – Villaris und Felicia –, die erste als Burgundertyp, die zweite als Müller-Thurgau-Typ, sowie einen Chardonnay als Vergleichssorte.

Dr. Eibach versorgte die interessiert lauschenden und neugierig nachfragenden Gäste zwischen den Proben noch mit vielen weiteren überraschenden Informationen über Züchtung, Abstammungen von Rebsorten und genetische Ressourcen , z. B., dass weltweit rund 16000 Rebsorten erfasst sind, von denen ca. 10000 Sorten heute tatsächlich noch existieren. Davon wiederum werden ca. 1000 Sorten kommerziell genutzt, wobei allerdings nur rund 100 Sorten eine große ökonomische Bedeutung haben. Am Ende blieb Obergildemeister Dr. Weber nur, den Referenten mit einem herzlichen Dank zu verabschieden.