Ein Jubiläum der besonderen Art: Die deutsche Weinkönigin 2012/2013, Julia Bertram, kam zum 500. Treffen der Weingilde (Juli 2014)
Auch wenn in den letzten Jahren der Anteil der Winzerinnen deutlich gestiegen ist, ein Weingut, das von zwei Frauen geführt wird und das auch in der nächsten Generation in den Händen einer Frau sein wird, ist immer noch eine Seltenheit. Das Weingut Ernst Sebastian in Dernau ist eine solche Ausnahme, und aus diesem Weingut stammt Julia Bertram, die als Ahr-Weinkönigin nur zwei Jahre nach Mandy Großgarten wieder die Krone der deutschen Weinkönigin errungen hat. Sie brachte zum Julitreffen der Weingilde Weine mit, die ihre Mutter und ihre Tante erzeugt haben. Ihre eigenen Weine wird es nämlich erst ab dem kommenden Jahr geben, denn direkt nach dem Abschluss ihres Studiums in Geisenheim kam die Wahl zur Weinkönigin, und da blieb dann keine Zeit für Arbeit im Weinberg oder –keller.
Das Weingut ist mit nur drei Hektar, die sich auf Dernau und Ahrweiler verteilen, das kleinste unabhängige Weingut an der Ahr und baut zu 95% Rotweinsorten an, was noch über dem Ahrdurchschnitt von 85% liegt. Entsprechend gab es auch nur Getränke aus Rotweintrauben, aber nicht alle waren rot, denn der Abend begann mit einem Spätburgunder-Blanc-de-Noir-Sekt brut und endete mit einem trockenen Blanc de Noir, wiederum aus Spätburgundertrauben. Dazwischen gab es Spätburgunder, Frühburgunder und eine Cuvée aus Spätburgunder und Regent. Alle Weine werden bei ihnen traditionell maischevergoren, schonend verarbeitet und lagern auf jeden Fall in großen, alten Holzfässern, neues Barrique kommt ganz selten zum Einsatz, altes für bestimmte Weine dagegen schon.
Der erste Rotwein, ein Spätburgunder aus der Lage Ahrweiler Rosenthal, stammte von 2013. Dass dieser Wein entgegen der Philosophie des Weinguts schon abgefüllt war, erklärte Julia Bertram damit, dass die Erträge in den beiden Vorgängerjahren recht niedrig waren. Die drei folgenden Weine kamen alle aus Dernau, wobei Julia Bertram beim Frühburgunder daraufhinwies, dass sie diese Sorte auf einem Hangstück anbauen, das nicht ganz nach Süden gerichtet ist, um eine zu rasche Reifung zu verhindern. Auch erzählte sie, dass der Frühburgunder, der in Deutschland nur noch auf etwa 230 Hektar steht, von denen 38 Hektar im Ahrtal liegen, bereits in die Arche des Geschmacks der Organisation Slow Food aufgenommen wurde.
Schön zu hören war, dass die Winzer im Ahrtal offenbar eine gut funktionierende Gemeinschaft sind und nicht die Konkurrenz an erster Stelle steht. Mit einem großen Blumenstrauß bedankte sich Obergildemeister, Dr. Siegfried Weber, bei Julia Bertram für ihr Kommen und wünschte ihr eine gute Fahrt ins Fränkische, wo ihr Freund ein Weingut hat.
|