Genussreise um die Welt: Janina Huhn führte durch die Weinwelt (Juli 2016)
Eine besonders reizende und mit viel Weinwissen ausgestattete Referentin besuchte im Juli die Weinheimer Weingilde: die Deutsche Weinkönigin 2014/2015, Janina Huhn aus Bad Dürkheim, und sie wollte zeigen, dass deutsche Winzer auch über ihren Tellerrand hinausschauen. Dazu hatte sie sechs Weine und einen Schaumwein aus den Beständen ihres derzeitigen Arbeitgebers, der BASF, mitgebracht.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Blanc de Blanc aus der Gegend um die Niagara-Fälle, der eine deutliche Hefenote und Aromen nach anoxidiertem Apfel und Quitte aufwies und ausgezeichnet mundete. Als Grund gab Janina Huhn an, dass die Perlen eines Schaumweins den Mund optimal auf die anschließende Weinverkostung vorbereiten. Der Betrieb, aus dem der Schaumwein stammte, wird von einem Italiener geführt, dessen Frau vom Moselweingut Nik Weis stammt. Wie bei einem Blanc-de-Blanc-Champagner war der Grundwein ein Chardonnay.
Der erste Wein stand für einen Teil der Lebensgeschichte von Janina Huhn: Im Weingut Karl Schaefer in Bad Dürkheim hatte ihr Großvater gearbeitet und wohnten ihre Großeltern, so dass sie dort als Kind fast zu Hause war, und der jetzige Kellermeister ist ihr Freund. Das Weingut gehört zu den Gründungsmitgliedern des VDP, und Janina Huhn hatte einen Ortswein-Riesling mitgebracht, der unter anderem aus der Einzellage Dürkheimer Fuchsmantel stammte, einer der wenigen Terrassenlagen der Pfalz, in der das Weingut viele Flächen aufwendig bewirtschaftet. Für den zweiten Bezug zum Wein sorgte ihr Vater, der bei der Winzergenossenschaft von Deidesheim arbeitet und sie auch da immer mal wieder mitgenommen hat. Dennoch wollte sie ursprünglich nicht Winzerin werden, sondern entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Fächer Latein, Geschichte und Philosophie mit dem Ziel Lehramt. Doch irgendwann waren die Überredungskünste der Angehörigen erfolgreich, und sie bewarb sich mit Erfolg als Dürkheimer Weinprinzessin. Sie fand Spaß an dieser Tätigkeit und begann, ihr Weinwissen auf eine solide Grundlage zu stellen. Der nächste Karriereschritt war die Wahl zur Pfälzer Weinkönigin, und danach klappte es auch noch mit der Deutschen Weinkönigin. Der Berufswunsch wurde durch diese Erfahrungen umgeworfen, und das Studium rasch mit einer Bachelorarbeit über die Stellung des Weins im Symposion von Platon.
Nach diesem kurzen Exkurs nun zurück zu den weiteren verkosteten Weinen. Die nächste Station war Neuseeland, wo Karl Johner vom Kaiserstuhl in Wairarapa an der Südspitze der Nordinsel ein zweites Weingut betreibt. Von ihm gab es einen Sauvignon Blanc mit der typischen grünen, pyrazinigen Note. Janina Huhn vermutete, dass der Wein aus einer gestaffelten Lese stammt, denn er wies sowohl die grünen Töne nicht vollreifer Trauben auf als auch die weicheren Aromen vollreifer Trauben. Als darüber diskutiert wurde, ob der Riesling oder der Sauvignon Blanc mehr Säure hatten, verblüffte Janina Huhn die Gäste mit einem Säuretest, den sie bei Schulungen in London gelernt hatte. Man nimmt einen Schluck Wein, bewegt ihn intensiv im Mund, schluckt ihn, neigt den Kopf nach vorne und wartet, wie rasch und in welcher Menge sich Speichel sammelt, denn je höher der Säuregehalt ist, desto mehr Speichel produziert der Mund, um seinen pH-Wert wieder zu normalisieren. Aus diesem Test folgerte sie, dass der Sauvignon Blanc, obwohl der Riesling natürlich eine ansprechende Säure besaß, eine sensorisch noch intensivere Säure aufwies. Ein großer Schritt diagonal über den Pazifik führte ins Nappa Valley in Kalifornien zum Schug Carneros Estate. Walter Schug ist vielleicht der bekannteste Auswanderer-Winzer Deutschlands. Er stammte aus Assmannshausen und wollte darum in Amerika den Spätburgunder etablieren. Nachdem sein Arbeitgeber das Experiment abgebrochen hatte, weil die Amerikaner einfach keinen Pinot Noir trinken wollten, beschloss Schug, die Sache selbst in die Hand zu nehmen – und war erfolgreich. Dennoch hatte sich Janina Huhn für einen Chardonnay aus diesem Betrieb entschieden, der zwar deutliche Holznoten aufwies, aber dabei doch sehr harmonisch schmeckte.
Statt in die Welt hinauszugehen kann man auch die Welt zu sich holen. Das hat beispielsweise Andreas Diehl in der Südpfalz getan, indem er Syrah-Rebstöcke pflanzte. Der verkostete Wein mit typischem Pflaumenaroma war von 2009 – dem Abiturjahrgang von Janina Huhn – und wirkte noch sehr fruchtig und dabei schön gereift. Ihm folgte ein Wein aus Südafrika, dessen Winzer aber ebenfalls in der Pfalz (Ellerstadt) zu Hause ist: Markus Schneider erzeugt auch in Stellenbosch Weine, und von ihm wurde eine Rotwein-Cuvée verkostet, die 62% Merlot, 15% Cabernet Sauvignon, 15% Syrah und 8% Pinotage enthielt, wobei die letztere Rebsorte dem Wein eine sehr charakteristische Note verleiht. Zum Abschluss gab es einen Wein aus der Pfalz, der der erste Jahrgang eines Kellermeisters aus Frankreich war. Die Weinwelt hielt den Atem an, als Mathieu Kaufmann vom Champagnerhaus Bollinger in die Pfalz wechselte, um bei Reichsrat von Buhl Weine und Sekte zu machen. Das war der erste Grund für Janina Huhn, diesen Wein in die Probe aufzunehmen, der zweite war, dass die Rebsorte 2016 ihren 100. Geburtstag feiert, und der dritte war, dass sie die Probe mit einem edelsüßen Wein abschließen wollte und dass sich dafür eine Scheurebe Auslese ideal anbot.
Obergildemeister Dr. Siegfried Weber bedankte sich bei Janina Huhn mit einem Blumenstrauß für einen wunderbar erfrischend, unterhaltsam und informativ gestalteten Abend.
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