Weingut Horst Sauer

Hier kommt man zur neuen Homepage.

Zurück 2004

Die Verpackung ist die alte, der Inhalt dagegen neu
(Juli 2004)

In dieser Woche war es so weit: Der international renommierte fränkische Winzer Horst Sauer aus Escherndorf kam gemeinsam mit seiner Frau zur Weinheimer Weingilde, und offenbar hatten Name und Mundpropaganda gewirkt, denn das Kerwehaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Gildianer durften eine ganze Reihe von Gästen willkommen heißen, die sich diese Weinprobe ebenfalls nicht entgehen lassen wollten.

Alle an diesem Abend ausgeschenkten Weine – bis auf einen – waren in der klassischen Flasche der fränkischen Winzer, dem Bocksbeutel, abgefüllt. Doch der Inhalt hatte wenig mit dem gemein, woran wohl die meisten Weintrinker denken, wenn sie Franken als Heimat eines Weines lesen. Sauer erklärte, dass er die Bocksbeutelflasche als Markenzeichen fränkischen Weines, anders als manche seiner Kollegen nicht aufgeben möchte, denn das mache den Wein ziemlich unverwechselbar. Allerdings gab er auch zu, dass er über dieses Thema neu nachdenken müsse, wenn er mehr als die bisher etwa zehn Prozent seiner Produktion ins Ausland verkaufen wolle; denn der Bocksbeutel passe weder in die gleichen Kartons noch in die gleichen Regale wie alle anderen Weinflaschenformen.

Als ersten Wein stellte Sauer einen 2003er Müller-Thurgau "Frank&Frei" vor und erläuterte die Philosophie hinter diesem Namen. Mittlerweile 19 fränkische Winzer haben sich vorgenommen, etwas für den oft unterschätzten Müller-Thurgau zu tun, der in Franken die Hauptrebsorte ist. Sie wollen mit einem jedes Jahr im Typ gleichartigen Wein neue Kundenkreise gewinnen und haben sich als erstes großes Ziel die deutsche Großstadt mit dem größten Weinkonsum und zugleich dem größten Anteil an ausländischen Weinen gewählt: München.

Jeder Winzer entscheidet für sich, welchen Müller-Thurgau QbA-Wein er als "Frank&Frei" anbieten will, dann gibt es eine Blindverkostung durch die 19 Winzer, und nur die Weine, deren Typ dem gemeinsam festgelegten entspricht, dürfen den Namen "Frank&Frei" tragen. Ein "Frank&Frei" darf nur ein Jahr lang verkauft werden, und auch der Kunde sollte ihn jung genießen. Das Konzept scheint aufzugehen, und es ist den Winzern nur zu wünschen, dass sie auf diesem Weg Weintrinker für die deutschen Weine insgesamt interessieren können.

Nun ging es mit Weinen weiter, die die Philosophie von Sauer, der sich in seinem Weingut ganz auf die Weißweine konzentriert (nur sechs Prozent seiner Rebfläche sind mit Rotweinsorten bestückt), in Reinkultur verkörpern: trockene 2003er Kabinettweine und Spätlesen aus den Rebsorten Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau. Einige davon kamen aus der Lage Escherndorfer Lump, die eine Steillage mit bis zu 70 Prozent Steigung ist. Anschließend gab es Sauers "Sehnsucht" zu verkosten, einen trockenen Silvaner, der als QbA-Wein bezeichnet wird. Warum er trotzdem, und das zu Recht, einer der teuren Weine des Weinguts ist, wurde klar, als die Geschichte des Namens erzählt wurde: Das deutsche Weingesetz machte es Sauer 2001 unmöglich, eine sehr spät gelesene Charge, die von den Oechsle-Werten her Auslesequalität hatte, auch als Auslese zu bezeichnen, ja er durfte den Wein nicht einmal als Spätlese bezeichnen. Da der Wein aber dem sehr nahe kam, was für ihn der ideale Wein seiner Sehnsucht ist, beschloss er, ihn eben Sehnsucht zu nennen und in der Burgunderflasche abzufüllen. Auch 2002 konnte Sauer einen Wein ausbauen, für den er den Namen Sehnsucht angemessen fand, und diesen Wein durfte die Weingilde genießen.

Zwei edelsüße Weine, eine Scheurebe-Spätlese mit wunderbarem Cassis-Aroma und eine Riesling-Beerenauslese im kleinen Bocksbeutel, die trotz aller Süße viel Frucht aufwies, beschlossen den informativen und unterhaltsamen Abend.

zurück