Weingut Würtz

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Einer, der auszog, guten Wein zu produzieren
(Juli 2005)

Das Image der Weine aus dem rheinhessischen Rebenmeer war trotz des optimalen Klimas und des Terrains ziemlich ramponiert. In den letzten Jahren traten junge Winzer diesem Trend entgegen. Die Weingilde hat sich hiervon schon mehrfach überzeugen können. Einer, der hinsichtlich der Qualität seiner Weine bei den Juroren in letzter Zeit besonders auffiel, ist Dirk Würtz aus Gau Odernheim (Königsmühle). Hinter Keller und Wittmann wird er schon als Nummer drei der Region eingestuft. Er wird beschrieben als Winzer mit Ecken und Kanten, wie seine Rieslinge, voller Charakter und Authentizität. Zur deutschen Weinszene, insbesondere was die Qualität der Weine betrifft, formuliert er eigene Ansichten, was ihm offensichtlich nicht nur Freunde schafft. Ein Quereinsteiger, der erst seit vier Jahren selbständig im Weingeschäft tätig und trotzdem in der Weinszene schon außerordentlich bekannt ist. Zur Freude der Weingilde war er nunmehr im Kerwehaus zu Gast.

Wie er sagte, kam er schon als junger Bursche mit dem Virus Wein in Berührung. Insbesondere der "Bordeaux" hatte es ihm angetan. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft, Politologie und Philologie zog ihn seine Liebe zum Wein in den Weinkeller. Er praktizierte sechs Jahre bei einem weltberühmten Weingut im Rheingau und lernte dort alles, was ein Kellermeister wissen muss. 2001 machte er sich selbständig und übernahm die Königsmühle in Gau Odernheim nebst einigen Hektaren Weinberge in Uelvesheim und vinifizierte eigene Weine. Sein Ziel war, großen Wein zu machen. Kompromisslos ging er zur Sache. Seine Rebberge werden nach ökologischen Richtlinien bei äußerst geringen Erträgen bewirtschaftet – Voraussetzung, um extraktreiche und aromatische Weine zu erzeugen. Er verzichtet auf Lagennamen, Prädikate und anderen bezeichnungstechnischen Schnickschnack. Es gibt nach dem Bordeaux-Prinzip für die Rebsorten Riesling und Spätburgunder nur Erst- und Zweitweine.

Zur Probe standen nur trockene Weine an. Der erste Wein war ein Spätburgunder von 2002 in der Magnumflasche, der inzwischen auch im Auswärtigen Amt getrunken wird. Ihm folgten zwei trockene Spätburgunder aus dem Jahr 2003, denen der Sonnenschein viel Geschmacksfülle mitgegeben hat. Insbesondere der dritte Rote (Pinot Noir Bolinas) zeigte alle positiven Merkmale eines "Pinot", so wie man sie sich wünscht. Ein außergewöhnlicher Wein, der auch für die Zukunft viel Freude verspricht. Der Einstieg bei den "Weißen" begann mit einem Paradebeispiel eines rheinhessischen Silvaners, dem Siegerwein der Silvaner Trophy 2005. Es folgte der schon fast legendäre Riesling von 2004. Schon sein Name (Potate: sauft Brüder) weist darauf hin, ein herrlicher Alltagswein für den Rieslingtrinker.

Der folgende Würz Riesling 2 von 2004, gerade auf die Flasche gefüllt, zeigte sich zwar ausdrucksstark und mineralisch, hatte aber noch nicht die Zeit, um die optimale Harmonie zu entwickeln. Ganz anders dagegen der Würz Riesling 2 aus dem Jahr 2001. Fein gereift und geprägt im Zusammenspiel von Kraft, feiner Mineralik und Komplexität, ein Genuss.

Zum Schluss stand ein Chardonnay zur Probe an, ohne Zweifel ein großer Wein mit Kraft, Tiefe und Charakter, eher dem internationalen Stil (im Barrique ausgebaut) angepasst, der wegen der doch merklichen Holznote konträr beurteilt wurde. Nicht jeder liebt solche Weine. "Love it or leave it". Damit endete – eigentlich viel zu schnell – ein höchst interessanter und kurzweiliger Abend. Nicht nur wegen der Weine, sondern auch wegen der Art, wie Dirk Würtz diesen Abend gestaltet hat. Er kann sein Fachwissen ausdrucksstark, fesselnd und unterhaltsam präsentieren.

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