Ein Weingut mit eigener Philosophie Regina Stigler präsentierte Weine aus Ihringen (Juli 2018)
Im Juli fand sich die Weinheimer Weingilde bei hochsommerlichen Temperaturen im Kerwehaus ein, um acht Weine des VDP-Weinguts Stigler vom Kaiserstuhl zu probieren. Anders als bei den meisten Gildeabenden standen diesmal auf der Weinliste Jahreszahlen, die nicht das Vorjahr betrafen, sondern es gab Weine aus den Jahren 2012, 2014, 2015 und 2016 zu verkosten. Regina Stigler erklärte dazu, dass ihr Ziel lagerfähige Weine seien und sie durch einen entsprechend späten Verkauf ihrer Weine belegen wollen, dass sie dieses Ziel auch erreichen.
Ihringen ist die größte Silvanergemeinde außerhalb Frankens, und deshalb kam auch als erster Wein ein Silvaner ins Glas. Frau Stigler bedauerte den Imageverlust des Silvaners in den 1980er Jahren, denn ein ertragsreduziert erzeugter Silvaner sei ein wunderbarer Wein, was viele Weintrinker aber immer noch nicht glauben wollen. Dass bei ihnen Ertragsreduktion, und zwar auf etwa die Hälfte eines Normalertrags, ernst genommen wird, belegen die nur rund 85000 Flaschen Wein, die sie bei 13 Hektar Rebfläche pro Jahr erzeugen.
Es folgte eine Cuvée ihrer Profilrebsorten Riesling und Grauburgunder – ein Wein, bei dem die Säure des Rieslings am Gaumen abgelöst wird von der Cremigkeit des Grauburgunders, was einen wunderbaren Geschmackseindruck ergibt.
Zum nächsten Wein, einem Riesling, erzählte Regina Stigler, dass sie schon seit rund 45 Jahren zwei Rieslingklone einsetzen, einen Rheingauer und einen Moselaner Riesling, wobei der zweite wegen seiner geringeren Säure bekömmlicher ist; sie verkaufen ihn mit dem Zusatz F2 für Fass 2, weil sie den Hinweis auf die Moselherkunft nicht mehr bringen dürfen.
Nun kam ein Grauburgunder, d.h. die moderne Form des Ruländer, für den der Kaiserstuhl bis in die 1970er Jahre berühmt war, doch dann änderte sich der Weingeschmack und der sehr mächtige, oft botrytisbehaftete und eher süße Ruländerwein war nicht mehr gefragt. Seine in anderen Ländern erzeugte trockene Variante aus früh gelesenen Trauben (Pinot Gris, Pinot Grigio) dagegen kam sehr gut an, und so stellte man sich auch am Kaiserstuhl um und macht nun Grauburgunderweine. Frau Stigler erinnerte sich, dass eine trockene 1989er Ruländer-Spätlese so lange unverkäuflich in ihrem Keller lag, bis sie sich Anfang der 1990er Jahre entschieden, sie umzuetikettieren – als trockener Grauburgunder war sie ruckzuck verkauft.
Der anschließende Weißburgunder trug den Namen Fritz – so wurde Stiglers jüngerer Sohn Frederic während des Studiums gerufen – und war eine Lagencuvée. Sein Jahrgang 2012 war angesichts der Frische, die der Wein immer noch hat, kaum zu glauben.
Nun schlossen sich zwei Große Gewächse an, ein Weißburgunder und ein Riesling. Da die zugehörige Lage, der Ihringer Winklerberg, rund 120 Hektar umfasst, kennzeichnet jeder Winzer dort seine Toplage durch einen Zusatz. Bei Stiglers ist es „Pagode“ beim Weißburgunder, denn in dem Bereich steht ein Weinbergshäusel im Pagodenstil, und Herrgottswinkel beim Riesling, den Regina Stigler als eines ihrer Superhighlights bezeichnete. Dass die Weine alle auf ihre Art einen wunderbaren Eindruck hinterließen, braucht eigentlich nicht betont zu werden.
Abgeschlossen wurde der Abend mit einem Rotwein, was das Rebsortenverhältnis des Weinguts nicht ganz widerspiegelt, denn sie haben ca. 1/3 Rotweinsorten im Anbau. Der Spätburgunder stammte vom Freiburger Schlossberg, der extrem steil ist und für den vorrangig Herr Stigler zuständig ist, weil er sich 1992 mit dem Pachten dieses Weinbergs durchgesetzt hatte.
Das nächste Mal trifft sich die Weingilde erst am 4. September, weil das Kerwehaus während der Weinheimer Kerwe nicht genutzt werden kann. Dann werden Moselweine aus Trittenheim ausgeschenkt werden.
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