Eine Weinreise durch Italien von Friaul bis Sizilien (Januar 2010)
Gildemeister Günther Schmiedel hat seine guten Kontakte zu Claudio Ciorgiutti genutzt, um ihn für einen zweiten Besuch bei der Weinheimer Weingilde zu gewinnen, und so brachte er zum ersten Gildeabend des Jahres acht Weine aus seinem gut sortierten Sortiment italienischer Weine von Viernheim nach Weinheim.
Obwohl Italien natürlich vor allem als Rotweinland bekannt ist, zeigten die ersten drei Weine – ein Pinot Grigio, ein Krita und ein Bianco Langhe –, dass auch die Weißweine aus dieser Gegend der Welt sehr reizvoll sein können. Der Pinot Grigio aus dem Friaul, der Region, aus der Ciorgiutti vor 18 Jahren nach Mörlenbach kam, war ein schönes Beispiel dafür, dass diese Rebsorte nicht nur aussagelose Modeweine liefern kann. Der Krita, ein I.G.T.(=Indicazione Geografica Tipica)-Wein aus Apulien (Cuvée aus Chardonnay und Albana), war wegen der fetten Böden, auf denen die Trauben dort wachsen, säureärmer. Trauben aus Apulien werden jedoch nicht nur zu Wein verarbeitet, sondern auch als Esstrauben und zur Essiggewinnung werden sie genutzt. Mit dem dritten Wein ging es wieder nach Norden, ins Piemont. Ciorgiutti erzählte, dass er den Winzer überredet habe, sein Verhältnis von Sauvignon Blanc und Chardonnay zugunsten des Sauvignon Blanc zu verändern. Der ausgeschenkte Wein bestand zu 70 und 30% aus den beiden Traubensorten, und diese Mischung mundete sehr gut.
Nun jedoch standen die Rotweine an: ein Dolcetto d'Alba aus dem Piemont, ein Chianti aus der Toskana, ein Montepulciano aus den Abruzzen, eine Cuvée aus Negroamaro und Malvasia aus Apulien und zum Schluss ein Nero d'Avola aus Sizilien. Dolcetto ist eine alte Rebsorte im Piemont, deren Weine weniger komplex sind als die aus der Nebiolo-Traube, die je nach Anbauort unter anderem als Barolo und Barbaresco bekannt ist. Als kleine Anekdote erzählte Claudio Ciorgiutti von einer Weinprobe mit dem berühmten Piemonteser Winzer Gaja und einem Manager aus Japan. Als dieser in einen der Top-Gaja-Weine Orangensaft goss, stand der Winzer einfach auf und verließ die Weinprobe. Auch warnte Ciorgiutti davor, bei einer Weinprobe Fenchel zu essen, denn der Anisgeschmack des Fenchels lasse saure Weine süß wirken – zu Hause kommt dann die große Enttäuschung.
Neu war, dass der Chianti der einzige DOCG-Wein ist, bei dem die Maische bis zum 31. Dezember nochmal zur Gärung gebracht werden darf. Zu den Abruzzen erfuhr man, dass man dort erst in der letzten Zeit angefangen habe, Qualität vor Quantität zu stellen; der ausgeschenkte Wein demonstrierte das bereits Erreichte. Auch Apulien ist erst auf dem Weg zu einer Premium-Weinregion. Der letzte Wein stammte von der Azienda Morgante, deren Weinberge in etwa 450 bis 500 Meter Höhe im Südwesten Siziliens liegen und ausschließlich mit der uralten autochthonen Rebsorte Nero d’Avola bestockt sind. Daraus erzeugt das Weingut zwei hochgelobte Weine, einen "Alltagswein" und einen "Luxuswein".
Zur optischen Auflockerung wurden zwischendurch eine Karte der Weinanbaugebiete, Fotos typischer Landschaften und Gebäude sowie Reben gezeigt. Mit einem herzlichen Dank an den Referenten beendete Obergildemeister Dr. Siegfried Weber den genussreichen Abend.
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