Stephan Attmann zu Gast bei der Weingilde (Januar 2012)
"Aufsteiger des Jahres", "Erzeuger des Jahres", "heißester Tipp" –all dieses Lob gilt dem Geschäftsführer des VDP-Weinguts von Winning in Deidesheim, Stephan Attmann, und die Weingilde konnte sich bei ihrem Januartreffen live ein Bild von ihm und von der Qualität seiner Weine machen. Das Ergebnis vorneweg: Er ist ein begeisternder Referent, und seine Weine können es ohne Schwierigkeiten auch mit deutlich teureren aufnehmen.
Bassermann-Jordan, Dr. Deinhard und Reichsrat von Buhl: drei große Namen in der Pfalz, nicht nur in Deidesheim, und was haben sie mit von Winning zu tun? von Winnig ist Dr. Deinhard! Johann Peter Jordan, dessen Vater 1708 aus Savoyen in den Pfalz gekommen war, baute in Deidesheim seine Weinkellerei. Sein Sohn, Andreas Jordan, gilt als Begründer des Weinguts. In den nächsten Jahren kam es zu zahlreichen Eheschließungen zwischen den Familien Buhl, Bassermann und Deinhard, weshalb die drei Weingüter sich alle auf eine gemeinsame Wurzel berufen können. Unter dem Schwiegersohn von Dr. Andreas Deinhard, Leopold von Winning, hieß das Weingut Anfang des 20. Jahrhunderts „Hauptmann von Winning’sches Edelweingut“. Der nächste Besitzer durfte den Namen von Winning aber nicht führen und griff deshalb auf Dr. Deinhard zurück. Achim Niederberger, der das Weingut 2007 kaufte und Stephan Attmann als Betriebsdirektor einstellte, konnte die Nachfahren der vor 900 Jahren vom Kaiser geadelten Familie dafür gewinnen, ihm wieder die Verwendung des Names von Winning zu erlauben.
Die Philosophie, nach der Attmann die Weine macht, lässt sich mit folgenden Stichwörtern beschreiben: enge Bestockung, fast ausschließlich Handlese, Vergärung zum Teil oder vollständig in Holzfässern, keine Schönung mit Bentonit, Gelatine oder anderen Zusatzstoffen. Mit der engen Bestockung hofft er unter anderem, die Auswirkungen des Klimawandels geringer zu halten, weil die Rebwurzeln dadurch weiter in die Tiefe gezwungen werden. Die Handlese ist die einzige Möglichkeit, die Trauben jeweils im idealen Reifezustand zu lesen (2011 sind sie bei der Lese teilweise viermal durch die Weinberge gegangen). Bei der Schönung bleiben zu viele der Stoffe, die dem Wein Charakter verleihen, an den Schönungsstoffen haften (zehn Gramm Bentonit haben eine innere Oberfläche so groß wie ein Fußballfeld).
Der Schwerpunkt bei den Weinen lag bei den Rieslingen, was Attmann mit der fantastischen Eignung der meisten ihrer Weinbergslagen für diese Rebsorte erklärte. Doch eröffnet wurde die Probe mit einem Sauvignon Blanc, einer Rebsorte, von der es nach Attmanns Meinung viele schwache und dennoch teure Weine gibt. Sein 2011er präsentierte sich elegant und feinfruchtig und machte auf die weiteren Weine neugierig. Nun folgten vier 2010er Rieslinge, alle trocken, aber mit steigender Komplexität, ein 2010er Weißer Burgunder, der aus trübem Most durch Spontanvergärung hervorgegangen war und bei dem viele Gäste meinten, sie hätten die Rebsorte bei einer Blindverkostung bestimmt nicht erkannt, und ein Forster Ungeheuer von 2010, die Lage, die die irrsten – in Attmanns Worten – Rieslinge liefert. Zur Überraschung der Gäste hatte Stephan Attmann dann noch eine Fassprobe eines weiteren Sauvignon Blanc dabei, der zu 100% durch Spontanvergärung im Holzfass entstanden war – ein Wein, der ein enormes Potenzial zeigte.
Mit großem Applaus wurde der Referent nach einem äußerst genussreichen und unterhaltsamen Abend verabschiedet.
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