Frische Ideen aus Rheinhessen Westhofen sticht Paris und Berlin aus (Januar 2013)
Die Winzerin, die im Januar der Weingilde ihre Weine vorstellte, stammt aus einem Jahrhunderte alten Weinbaubetrieb, ist aber die erste in der Familie, die sich an die Erzeugung von Flaschenweinen herangewagt hat – und das nach Lehr- und Wanderjahren, die sie unter anderem nach Paris und nach Berlin geführt hatten, und bei denen es überhaupt nicht um Wein ging.
Katharina Wechsler aus Westhofen stellte erst bei diesem Umweg fest, dass es sie reizen würde, selbstbestimmt und mit der Natur als Partner zu arbeiten, und so kehrte sie auf den elterlichen Mischbetrieb mit rund 17 Hektar Land zurück, lernte das Weinmachen in der Fachschule in Oppenheim und durch Praktika unter anderem bei Klaus Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim, und begann mit einem kleinen Teil der Rebstöcke in den besten Lagen ihr Experiment. Der Jahrgang 2011, aus dem die mitgebrachten Weine stammten, war der zweite von ihr selbstständig ausgebaute.
Die ersten drei Weine waren Gutsweine – ein Weißer Burgunder und zwei Silvaner, davon einer von fast 40 Jahre alten Reben. Sie zeigten bereits schön,wie sich Katharina Wechsler ihre Weine vorstellt: schlank, elegant und säurebetont. Zum Silvaner merkte sie an, dass er außer für Franken auch für Rheinhessen charakteristisch sei und dass er ähnlich wie der Riesling sehr stark vom Boden beeinflusst werde, was ihn für sie zu einer ähnlich spannenden Rebsorte mache wie den Riesling. Den Terroireinfluss konnte man an den beiden Silvanern deutlich merken, denn der zweite stammte von einem vollständig von einer Mauer umgebenen sehr kalkreichen Weinberg und wurde auch erst vier Wochen nach seinem Vorgänger gelesen, dessen Trauben auf einem Kalkmergelboden gewachsen waren.
Der erste Riesling war dann ein Ortswein; er stammte von der Einzellage Kirchspiel, die teilweise Löss- und teilweise Kalksteinböden hat. Auf die Frage nach dem Einsatz von Zuchthefen sagte Katharina Wechsler, dass sie bei den höheren Qualitäten die Gärung spontan einsetzen lässt, aber für das Durchgären bei Bedarf neutrale Zuchthefen zusetzt, um Fehltöne durch eine unsaubere Gärung zu verhindern. Dies galt dann beispielsweise für den fünften Wein, einen Riesling von fast 50 Jahre alten Reben aus der 6,5 Hektar großen Einzellage Benn, die – was äußerst selten vorkommt – eine Monopollage ist; sprich sie gehört komplett der Familie Wechsler.
Nun folgte ein feinherber Riesling, bei dem sie die Spontangärung abgestoppt hatte, als der Wein einen runden Eindruck machte. Das Ergebnis ist ein Wein mit 20 g Restzucker und nur 11 Vol.-% Alkohol, der aber dank seiner 8 g Säure trotzdem charaktervoll war. Als Abschluss gab es eine Scheurebe, die nach Katharina Wechslers Ansicht einfach zu Rheinhessen gehört und die, richtig vinifiziert, jeden Sauvignon Blanc in den Schatten stellt.
Zum Schluss wünschte Obergildemeister Siegfried Weber der Jungwinzerin ein glückliches Händchen für die Zukunft und meinte, die Weingilde würde sich freuen, Katharina Wechsler in ein paar Jahren wiederzusehen.
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