Weingut Rudolf Fürst

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Franken ohne Boxbeutel: Sebastian Fürst präsentierte Weine des kurmainzischen Franken
(Januar 2017)

Im Januar standen fränkische Weine auf der Agenda der Weingilde, doch wer Silvaner erwartet hatte, sah sich getäuscht. Bürgstadt, die Heimat des Weinguts Fürst, liegt im früher kurmainzischen Teil Frankens, und dort sind Spät- und Weißburgunder sowie Riesling eher zu Hause als der Silvaner. Woran das liegt, erklärte Sebastian Fürst, der die Weine vorstellte, unter anderem mit den ganz anderen Böden in diesem Teil Frankens. Die meisten seien sehr arme Böden und darum für Rotweine viel besser geeignet als für Weißweine. Dass es am Abend trotzdem auch Weißweine zu verkosten gab, liegt daran, dass das Weingut seine etwa 20 Hektar weit über Franken verteilt hat. Die größte Entfernung von seinem Standort sind sage und schreibe 100 km!

Zur Geschichte erfuhren die Gäste, dass seit 1638 Weinanbau durch die Familie dokumentiert sei, doch erst Sebastians Eltern hätten sich nach dem überraschenden Tod des Großvaters 1975, der seinen Vater zwang, die Lehre abzubrechen, um den Betrieb zu übernehmen, voll auf den Weinanbau konzentriert – anfangs auf nur 2 Hektar. Der erste Wein war ein grandioser Einstieg in einen wunderbaren Abend: ein Müller-Thurgau von 2014, dessen Zusatz „pur Mineral“ absolut zutreffend war. Alle im Raum waren sich einig, so einen phantastischen Müller-Thurgau noch nicht getrunken zu haben. Der Wein wird – wie alle Fürst-Weine – per Hand gelesen und lagert als einziger ihrer Weine zu 100% im Edelstahltank, doch das bis zum folgenden Frühjahr!

Nun kam ein Silvaner vom 2015 aus der gleichen Lage wie der Müller-Thurgau (Volkacher Karthäuser), zu dem Fürst anmerkte, dass sie versuchen, die Trauben lange hängen zu lassen, um möglichst viel Charakter in den Wein zu bekommen. Sie pressen außerdem sogar Weißweintrauben leicht mit den Rappen, weil so der Saft viel besser abfließen kann, und sie gönnen dem Silvaner zudem eine Maischestandzeit, damit das anschließende Pressen besser geht. Erst nach einer Sedimentation über Nacht wird dann der Saft in die Gärgebinde gebracht. Die sind bei ihnen für Weißweine zu 70% und für Rotweine zu 100% aus Holz. Neues Holz kommt aber nur bei den Rotweinen zum Einsatz. Die beiden sich anschließenden Weißweine – ein Riesling und ein weißer Burgunder – kamen aus dem Centgrafenberg, der besten Lage des Weinguts, die sich direkt um den Betrieb erstreckt. Beim weißen Burgunder merkte Fürst an, dass er gleich in ein kleines Holzfass gekommen sei und dass er einen biologischen Säureabbau durchlaufen habe, was sie bei ihren Weißweinen durchaus zulassen.

Die zweite Hälfte des Abends galt den Rotweinen. Hier wies Fürst darauf hin, dass sie alle ihre Rotweine (und auch die meisten Weißweine) spontan vergären, dass sie als Reinzuchthefen nur ganz klassische einsetzen, die den Wein nicht verfälschen, und dass der Spätburgunder eine ungewöhnliche Rebsorte sei. Bei keiner anderen sei die Klonbreite so hoch, sprich es gibt Klone, die hohe Erträge mit wenig Charakter ermöglichen, und Klone, bei denen der Ertrag nie riesig, dafür die Weinqualität hoch ist. Alle ihre Spätburgunder durchlaufen knapp drei Wochen die klassische offene Maischegärung, z.T. sogar mit den Stielen. Er meinte auch, der Spätburgunder sei „gar kein Rotwein“, denn er dürfe hell sein, habe kein Tannin und schmecke in jedem Alter, allerdings zu unterschiedlichen Anlässen. Dennoch sei er eine kraftvolle Rebsorte. Zu Spätburgunder-Vertretern der drei Produktlinien „Tradition“, Erste Lage und Große Lage kam noch ein Frühburgunder, der in Bürgstadt eine lange Tradition hat, aber eine sehr launische, dünnhäutige Rebsorte sei. Ihr Ertrag lag bei ihnen bei maximal 28 Hektoliter pro Hektar, im schwierigen Jahr 2014, aus dem der Wein stammte, waren es nur 10 Hektoliter pro Hektar. Das ergab mit einer dreimal so langen Lesezeit wie üblich ganze sechs Fässer.

Alle Weine überzeugten, wenn auch einige noch viel zu jung waren, um ihr volles Potenzial zu zeigen. Mit einem herzlichen Dank an den sehr sympathischen und kompetenten Referenten endete ein perfekter Einstieg ins neue Jahr.