Weingut R&C Schneider

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Nicht Trends, sondern die Betriebsphilosophie zählt
(Januar 2019)

Das Ehepaar Reinhold und Cornelia Schneider aus Endingen am Kaiserstuhl demonstrierte bei einem Besuch bei der Weinheimer Weingilde im Januar, dass man auch nach einigen Hundert Treffen mit Winzern noch ganz neue Aspekte kennenlernen kann. Sie entscheiden über die Weiterentwicklung ihres Weinguts unabhängig von schnell wechselnden Trends, die oft von Weinführern oder anderen Medien befeuert sind. Schneiders lassen ihren Weinen Zeit, die Natur gibt den Takt vor: lange Gärung – oft bis zu 18 Monate –, langer Hefekontakt und der Ausbau nahezu ausschließlich in großen Holzfässern. Verschlossen werden die Flaschen alle noch mit Naturkork. Man legt Wert auf nachhaltiges Wirtschaften.

Im Weinberg ist man bemüht, hochwertiges Traubengut zu erzeugen. So ist man ständig auf der Suche nach kleinbeerigen Klonen, die von Natur aus ertragsarm sind. Herkömmliches Traubenmaterial muss durch Regulierung und Traubenteilung ertragsreduziert werden. Die Rebe wird durch diesen Eingriff aber gereizt und liefert im Folgejahr noch höhere Erträge.

An diesem Abend wurden sieben Weine vorgestellt und besprochen. Der erste Wein war ein Auxerrois aus dem Jahr 2016, unkompliziert und leicht, für jeden Anlass geeignet. Schneider bezeichnete ihn als „Schmeichler“. Der sich anschließende Silvaner von 2015 löste Erstaunen aus – vollmundig und noch jugendlich, so kannten viele diese Sorte nicht. In den ausgeteilten Unterlagen stand, dass das Weingut nicht nur grünen, sondern auch blauen Silvaner anbaut. Dieser entstand im Jahr 1964 durch Farbmutation und darf seit 1984 offiziell angebaut werden. Das Weingut hat trotz der abnehmenden Silvanerfläche in Deutschland wieder neue Flächen mit Silvaner bestockt.

Der nächste Wein war ein Weißer Burgunder – C – von 2016. Mit dem Buchstaben C wird die Lage gekennzeichnet, von der der Wein stammt, eine Lösslage. Den meisten Teilnehmern war neu, dass diese Rebsorte durch Mutation aus dem Ruländer entstanden ist. Reinhold Schneider erklärte, dass im Weinberg in Ruländeranlagen immer wieder einzelne Beeren zu finden sind, die mutiert sind. Beim Einschenken der 2017er Ruländer-Spätlese – R– erfuhren die Weinfreunde, dass jeder Winzer, der Grauburgunder anbietet, Ruländerreben pflanzt, da die Sorte so beim Bundessortenamt geführt wird. Der Name Grauburgunder ist nur ein Synonym, auf das viele Winzer ausgewichen sind, weil in der Vergangenheit die Ruländerweine pappsüß ausgebaut wurden, was das Image der Rebsorte sehr beschädigt hat. Die Schneiders haben sich dennoch entschieden, weiterhin die eingetragene Sortenbezeichnung zu verwenden.

Auf die Frage, ob man im Betrieb auch den Traubenvollernter einsetze, war die klare Antwort nein, und zwar aus mehreren Gründen: Das menschliche Auge sieht mehr als jede Fotozelle, durch den starken Druck des Vollernters kommt es zu Bodenverdichtungen, und zusätzlich entstehen durch das starke Schütteln Haarrisse an den Rebstöcken.

Die nun folgenden drei Spätburgunder – diese Rebsorte macht fast 46% des Sortenspektrums aus – repräsentierten die Qualitätspyramide des Weinguts für Rotweine: Qualitätsweine ohne drei Sterne kommen von jungen Anlagen, Qualitätsweine mit drei Sternen stammen von Anlagen, die zwanzig Jahre oder älter sind, oder unterscheiden sich sonst in ihrer Qualität deutlich von ersteren. Qualitätsweine mit Lagennamen stammen nur von Trauben dieser Lage, sofern die Lage konstant hohe Qualität liefert. Der zweite Spätburgunder (von 2015) war erst 2018 abgefüllt worden. Die Lage DIEL, von der der dritte Wein stammte, ist eine der heißesten Lagen des Weinguts, auf der sich der Spätburgunder sehr wohl fühlt.

Generell merkte Reinhold Schneider zum Spätburgunder an, dass diese Rebsorte nicht von ihrer Kraft, sondern von ihrer Feinheit lebe, dass die Weine bei Verkostungen in schwarzen Gläsern oft für Weißweine gehalten werden und dass sie nicht zu alkoholreich sein dürfen. Bei der Lese darf daher nichts Überreifes oder Fauliges geerntet werden. Nach der Maischegärung und Pressung werden die Weine für kurze Zeit im Edelstahltank gelagert und reifen danach rund 18 Monate im Holzfass.

Mit großem Applaus wurden Reinhold und Cornelia Schneider nach einem hochinformativen und außergewöhnlich genussreichen Abend verabschiedet.