Weiß- und Rotweine von der Nahe im Kerwehaus (Februar 2010)
Erst seit zwei Jahren leitet Georg Rumpf gemeinsam mit seinem Vater das Weingut Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim an der Nahe, doch seine Präsentation bei der Weingilde war schon ganz die eines Profis. Obwohl das Weingut schon sehr lange im Familienbesitz ist, definiert Georg Rumpf sein Alter am liebsten ausgehend von 1984, als sein Vater den Betrieb übernahm und von der bis dahin praktizierten Fassweinvermarktung auf Flaschenabfüllung umstellte. Schon bald wurde die Weinwelt auf die neue Qualität aus diesem Weingut aufmerksam, und inzwischen gehört es dem VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) an, darf sich also zur Elite der Weingüter in Deutschland zählen.
Das Weingut hat seine Rebfläche in etwa zehn Jahren annähernd verdoppelt und bewirtschaftet jetzt 21 ha an der Nahe und 1,5 ha in Bingen, das zu Rheinhessen zählt. Der Zukauf von guten Lagen wurde durch die Tatsache erleichtert, dass viele Fassweinwinzer ihre Betriebe aufgaben, weil sie nicht mehr wirtschaftlich waren oder weil niemand aus der Familie sie weiterführen wollte. Pro Jahr füllt das Weingut etwa 150000 bis 180000 Flaschen mit Wein, und seine Philosophie lässt sich mit zwei Aussagen umschreiben: 1. Die Weine sollen nicht zu rasch „satt machen“, d.h., man soll von ihren Weinen mehr als ein Glas mit Genuss trinken können. 2. Ihre Weine sind nicht für „Fachidioten“ gemacht, d.h., sie versuchen, sich in die Konsumenten hineinzuversetzen und die Weine nicht nur mit den Augen des Winzers zu sehen.
Mit drei Rieslingen wurde der Abend eröffnet: Ein Binger Scharlachberg sollte die Erfolge demonstrieren, die beim Versuch gemacht wurden, diese eigentlich gute und ihren Namen dem sehr eisenreichen Gestein verdankende Lage „wiederzubeleben“, damit sie nicht mehr nur mit dem Begriff „Scharlachberg Meisterbrand“ assoziiert wird. Beim Münsterer Dautenpflänzer erzählte Georg Rumpf auch, dass dieser Lagenname der für Amerikaner am schwierigsten auszusprechende sei, und beim Großen Gewächs Münsterer Pittersberg von 2007 war seine Überraschung groß, dass sein Vater davon einen Karton zur Verfügung gestellt hatte, denn dieser Wein, der den Riesling-Preis 2008 gewonnen hat, ist eigentlich schon ausverkauft. Die Trauben stammten aus der letzten Lese des Jahres, die jedoch schon Ende Oktober gewesen war, und der Saft wurde zu 2/3 in alten großen Holzfässern mit der natürlichen Hefe vergoren und zu 1/3 im Edelstahltank mit einer Reinzuchthefe. Die Weingilde genoss jeden Schluck dieses edlen Tropfens.
Als letzter Weißwein wurde ein weißer Burgunder ausgeschenkt. Diese Rebsorte wird bei den Rumpfs in neuen großen Holzfässern ausgebaut, während für die Rieslinge alte Fässer verwendet werden. Es folgten zwei Rotweine, ein Früh- und ein Spätburgunder, die jedoch eher ein Nischenprodukt sind – vor allem ein Hobby von Georg Rumpf, denn sein Vater hatte die Rotweintrauben nur zur Sekt- und Weißherbstherstellung verwendet. Zum Schluss gab es eine restsüße Scheurebe Spätlese, an der seit ein paar Jahren vor allem in den USA großes Interesse besteht. Mit der Ankündigung, dass beim Treffen im März ein Winzer von der hessischen Bergstraße zu Gast sein wird, endete ein genussreicher Abend.
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