Kirchheimer Weine bei der Weinheimer Weingilde (Februar 2011)
Ein Weingut, das seit fast 290 Jahren in Familienhand ist und inzwischen 55 Hektar umfasst, stellte im Februar seine Weine bei der Weingilde vor: Das Weingut Hammel aus Kirchheim an der Weinstraße wurde von seinem Kellermeister Harald Griebe vertreten, der im Laufe des Abends „gestand“, dass er als absoluter Quereinsteiger zum Weinmachen gekommen sei: Seine Arbeit als Maschinenschlosser genügte ihm irgendwann nicht mehr, und so ging er zunächst zu zwei Winzergenossenschaften, um sich schließlich den Herausforderungen eines privaten Weinguts zu stellen.
Dass er sich dort richtig wohl und in seinem Element fühlt, wurde an diesem Abend ganz deutlich. Die Philosophie des Weinguts fasste er so zusammen: spritzige, fruchtige Weine, Einsatz von südafrikanischen Reinzuchthefen, weil diese schon bei niedrigen Temperaturen aktiv sind, Verzicht auf die klassische deutsche Prädikatsklassifizierung. Ursprünglich pflanzte das Weingut nur Rotweinsorten an, was typisch für Kirchheim ist, doch inzwischen ist das Rebspektrum deutlich breiter, und es umfasst sogar Trauben aus Mallorca und Südafrika.
Mitgebracht hatte Harald Griebe vier Weißweine, zwei Rosé und zwei Rotweine. Der erste Wein war eine Traubencuvée aus Chardonnay und Weißburgunder, zu der der Chardonnay die Fülle und den Alkohol beisteuert und der Weißburgunder die Frische und filigrane Struktur. Beim zweiten, einem Grauburgunder, erzählte er, dass sie ihre trockenen Weine im oberen Trockenbereich ansiedeln (8,2 bis 8,4 g Restzucker), weil das höhere Säurewerte und damit eine längere Frische zulässt.
Der dritte Wein war ein EU-Verschnitt und darf daher nur als Tafelwein und nur ohne Jahrgangsangabe vermarktet werden. Er stammte aus der Zusammenarbeit mit einem mallorquinischen Winzer und ist eine Cuvée aus einer pfälzischen Scheurebe/Riesling-Traubencuvée und einem Prencal.
Bisher hatte es sich um 2010er Weine gehandelt, was natürlich einen Kommentar zum Weinjahr 2010 nahelegte: Die Trauben waren relativ unreif und damit säurebetont, weshalb sie – was äußerst unüblich ist – bei einem Teil der Weißweine einen biologischen Säureabbau durchgeführt haben. Durch Verschneiden von Fässern mit und ohne diesen Säureabbau konnten sie die Säure dann sehr gut einstellen. Die Ernte war 45% niedriger als 2009, weshalb sie bei Traubenerzeugern rund 100000 kg zugekauft haben, und selbstverständlich war 2010 absolut kein Rotweinjahr. Nun kam ein 2009er Riesling mit dem Namen „gegen gerade“, der durch Spontanvergärung entstanden war, also „gegen die sonstige geradlinige Arbeit im Weinkeller“. Er hatte bei 13 g Restzucker eine Säure von 8 g, wurde im großen Holzfass vergoren und lag bis zur Abfüllung auf der Hefe.
Mit dem 5. Wein ging es nach Südafrika, wo Christoph Hammel drei Jahre verbracht hatte. Es war ein Pinotage Rosé von der Company of Wine People, der in Flaschen abgefüllt nach Deutschland kommt. Der 6. Wein, ein Pfälzer Rosé, war eine Cuvée aus Spätburgunder, Merlot und Schwarzriesling, der aus kaltmazeriertem Most und mit Maischestandzeit zur Farbextraktion hergestellt worden war.
Zum Schluss gab es zwei Rotweincuvées von 2007 und 2005. Beide bestanden aus 1/3 Dornfelder, 1/3 Spätburgunder und 1/3 St. Laurent, doch wurde der erste zwei Jahre nach der rund dreiwöchigen Maischegärung bei 20/22°C im großen Holzfass vergoren, während der zweite ein Jahr im Barrique und danach noch 6-8 Monate im großen Holzfass gelegen hatte.
Damit ging ein äußerst kurzweiliger Abend zu Ende, und Harald Griebe wurde mit großem Applaus verabschiedet.
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