Ein Aufsteigerweingut besuchte die Weingilde (Februar 2017)
Erst 27 Jahre alt ist Christian Escher vom Weingut Escher aus Schwaikheim, und doch kann er schon auf viele Jahre Erfahrung rund um den Wein zurückblicken. Er wusste nämlich schon als kleiner Junge, dass er mal Wein machen wollte, und so schenkte ihm sein Opa bereits im Alter von 9 Jahren einen kleinen Weinberg, den er sofort neu anlegte. 2006 wurde es dann mit Beginn der Lehre ernst mit dem Berufswunsch. Nach Abschluss der Ausbildung in Weinsberg ging es für ein halbes Jahr nach Südtirol, dann folgte ein Jahr in einer Weinhandlung, bevor das Studium in Geisenheim den endgültigen Einstieg in den Beruf ermöglichte.
Wie Christian Escher bei seinem Besuch im Februar mehrmals betonte, ließen und lassen ihm seine Eltern, die den landwirtschaftlichen Betrieb von vorwiegender Milchviehwirtschaft auf Weinerzeugung umgestellt hatten, sehr viele Freiheiten, und so konnte er 2014 für drei Monate nach Südafrika, um sich weitere Anregungen zu holen, und darf seine Ideen daheim ausprobieren.
Mitgebracht hatte er sieben Weine, vier Weißweine und drei Rotweine, obwohl eigentlich die Rotweine mit 60% dominieren. Zuerst gab es zwei Rieslinge, einmal eine Lagencuvée von jungen Rebstöcken (8-15 Jahre alt), danach einen von alten (30-42 Jahre alt) aus der Lage Hertmannsweiler Himmelreich. Während der erste ein frischer Trinkwein war, zeigte der zweite mehr Komplexität, doch beide mundeten ausgezeichnet. Ihnen folgte ein Chardonnay Bergkeuper, sprich von schwereren Böden, die relativ hoch liegen (ihre Weinberge liegen auf 240 bis 430 m Höhe), und Escher erläuterte an ihm, wie er einen Chardonnay haben will: nicht zu alkoholisch und nicht aus neuem Barrique. Sie machen beim Chardonnay eine Vorlese für einen Sektgrundwein, entfernen dabei die Blätter, damit die Trauben schön reifen, lassen sie nach der Lese zwei Tage auf der Maische gären und vergären sie im großen Holzfass. Nun folgte eine Blindprobe eines Weißweins von 2015, dessen Noten und Farbe etwas an Orange-Weine erinnerten, und tatsächlich, es war der gleiche Chardonnay wie zuvor, nur diesmal wurden die Trauben im Edelstahltank auf der Maische ganz vorsichtig vergoren und dann elf Monaten in einem Beton-Ei aus Frankreich gelagert. Dieser Wein war eigentlich noch zu jung für eine Verkostung. Damit die Gäste des Abends trotzdem einen realistischen Eindruck gewinnen konnten, waren die Flaschen zwei Tage vorher in Karaffen umgefüllt worden.
Nun ging es zu den Rotweinen, und hier verriet Christian Escher auch seinen großen Traum: Er möchte einmal den deutschen Rotweinpreis gewinnen. Der erste, ein Lemberger, stammte wieder von jungen Rebstöcken, und sie sorgen durch Traubenhalbierung dafür, dass bei der Lese wirklich alle Beeren reif sind. Der Wein war sehr harmonisch und weich, was sicherlich auch den acht Monaten in mehrfach genutzten Barrique- und alten großen Fässern geschuldet war. Ihm folgte die Württemberger Rebsorte – der Trollinger –, allerdings mit 12,85 Vol.-% Alkohol, 0,8 g/l Restsüße und von Rebstöcken, die mehr als 40 Jahre alt sind. Bereits im Juni hatten sie die Traubenzone entblättert, damit der Ertrag nicht zu groß wird. Nach der Lese folgten fünf Wochen auf der Maische und dann sieben Monate im Holzfass. Dieser Trollinger wusste zu überzeugen. Zum Abschluss gab es einen ihrer Spitzenspätburgunder von 2014. Dieser stammte von einer sehr steinreichen Lage, wurde mit sehr niedrigem Ertrag geerntet und 18 Monate in neuen Barrique-Fässern aus deutscher Eiche ausgebaut: ein wunderbarer Tropfen.
Doch nicht nur die Weine machten den Mund an diesem Abend wässrig, sondern auch die Erzählungen von der Besenwirtschaft-Tradition des Weinguts Escher. Es ist gut vorstellbar, dass Besucher des Gildeabends auf die Idee kamen, einen Ausflug ins Remstal mit einem Stopp in Schwaikheim zu verbinden. Praxedis Wagener, die den Abend organisiert hatte, dankte dem Referenten herzlich für sein Kommen und seine unterhaltsame Gestaltung des Abends.
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