Weingut Ellwanger

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Einblick in die Unterwelt: HADES-Weine aus dem Remstal
(Dezember 2012)

Anfang der 1980er Jahre gründeten die Württemberger Weingüter Fürst Hohenlohe Öhringen, Graf Adelmann, Drautz-Able, Jürgen Ellwanger und Sonnenhof, Bezner-Fischer eine Studiengruppe, um den Einsatz des Barrique-Fasses für deutschen Wein zu erkunden. Aus diesem Verbund, der sich nach den Anfangsbuchstaben der Weingüter HADES nannte, ging später das deutsche Barrique-Forum hervor. Da die Weine nicht den Richtlinien des deutschen Weingesetzes entsprachen, durften sie nur als Tafelweine verkauft werden – richtiggehend „unterweltlich“. Felix Ellwanger, ein Sohn des Mitgründers Jürgen Ellwanger, war nun im Dezember bei der Weingilde zu Gast, um mit sieben Weinen, darunter vier, die nach den HADES-Kriterien erzeugt wurden, das Weingut vorzustellen.

Das Weingut gehört seit 1992 zu den VDP-Weingütern und hat im Laufe der Jahre seine Rebfläche von 0,6 auf 25 Hektar vergrößert. Felix Ellwanger erzählte, dass die gesamte Rebfläche im Remstal als Folge mehrer Missernten und der Reblaus und wegen der attraktiven Arbeitsplätze in der Industrie seit dem 19. Jahrhundert drastisch geschrumpft sei: Sie betrage heute nur noch ein Fünftel, aber das seien dann eben alles gute Lagen.

Der erste Wein war DER klassische Württemberger: ein Trollinger, allerdings in einer Qualität, die bei diesem Wein nicht häufig anzutreffen ist. Ellwanger erklärte sie unter anderem damit, dass sie auch bei diesem Massenträger auf Ertrags-reduzierung setzen. Danach folgte eine Spätburgunder Spätlese, zu der die Gäste erfuhren, dass bei der Spätburgunder-Traube die Beeren so dicht sitzen, dass sie bei Regen rasch faul werden, weshalb die Ellwangers die Trauben alle am Stock halbieren, damit die Beeren mehr Platz haben. Beim anschließenden Zweigelt war die Überraschung groß, denn schließlich kennt man diese Traube eigentlich aus Österreich. Nach Felix Ellwanger war sein Vater vor über dreißig Jahren bei der Suche nach einem „weicheren“ Lemberger auf den Zweigelt gestoßen, der in den 1930er Jahren aus dem Lemberger und dem Sankt Laurent durch Kreuzung erhalten worden war. Wenn diese Rebsorte am Stock gut ausgedünnt wird, liefert sie kraftvolle und dabei doch weiche Weine, die ideale Essensbegleiter sind.

HADES-Weine werden zwei Jahre im Barrique ausgebaut, denn nicht der Holzton, der sie nach kurzer Zeit im Barrique charakterisiert, ist entscheidend, sondern die dauerhafte Mikrooxidation durch den Luftaustausch über das Fass. Ellwanger schilderte die schwierigen Anfänge mit Barrique in Deutschland, denn auch die Lehrer an den Weinbauschulen hatten davon keine Ahnung; so musste sein Bruder Anfang der 1990er Jahre seinen Lehrern in Weinsberg noch erklären, was ein Barrique sei. Bei den vorgestellten Weinen handelte es sich um drei reinsortige – Spätburgunder und Lemberger von 2009, Zweigelt von 2008 – und eine Cuvée von 2009, deren Name Nicodemus an den Urahn Nicodemus Ellwanger erinnert, der 1514 mit dem Weinbau angefangen hatte. Ihr Hauptbestandteil ist immer ein Merlot, und dazu kommen in der Regel noch Cabernet Sauvignon und Zweigelt. Solche Weine sind nach Ellwanger Genussmittel, bei denen der Aufwand und das Resultat den höheren Preis rechtfertigen.

Felix Ellwanger verstand es, den Abend nicht nur reich an Informationen, sondern auch sehr unterhaltsam zu gestalten, und da das Weingut nicht nur Rotwein erzeugt, stieß die Idee, dem Rotweinabend in wenigen Jahren einen Weißweinabend folgen zu lassen, auf große Zustimmung. Mit den besten Wünschen für das bevorstehende Weihnachtsfest und das neue Jahr entließen die Gildemeister die Gäste des Abends.