Weine der Odenwälder Weininsel

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Raritäten auf der deutschen Weinlandkarte:
Weine aus dem Bereich Groß-Umstadt

(Dezember 2006)

Die Weingilde hat seit ihrer Gründung wahrlich eine Menge Wein probiert. Kaum vorstellbar, dass es in Deutschland noch Weinanbaugebiete oder -bereiche gibt, deren Weine noch nicht gezielt probiert wurden. Und doch ist es so: Bei einem Bereich, der, obwohl nicht weit entfernt, etwas im Verborgenen liegt, bestand Nachholbedarf. Es ist der Bereich Groß-Umstadt, der die drei Weinbaugemeinden Groß-Umstadt, Roßdorf und Dietzenbach im Landkreis Darmstadt-Dieburg umfasst. Hier werden an den Südhängen des vorderen Odenwaldes auf einer Fläche von 62 ha Reben angebaut und Wein erzeugt, der auf der deutschen Weinlandkarte als Rarität angesehen werden kann, da er außerhalb der engen Region kaum bekannt ist. Offensichtlich wird er im Wesentlichen dort selbst getrunken. Verwunderlich ist das nicht, liegt dieses Gebiet doch eingebettet im Naturpark Bergstraße-Odenwald, einem bei Urlaubern und Wanderfreunden beliebtes Ziel, will man in ausgedehnten Waldgebieten wandern. Weintechnisch zählt das Gebiet zum Anbaugebiet „Hessische Bergstraße“, obwohl dahin (oder zu einem anderen Anbaugebiet) keine direkte Verbindung besteht. Darum nennt sich dieser Gebiet auch die „Odenwälder Weininsel“.

Erstaunlich ist, dass man hier auf 1700 Jahre Weinbaukultur zurückschauen kann. Die Rebfläche umfasste im 16. und 17. Jahrhundert stolze 250 ha. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts ging die Fläche wegen Pilzkrankheiten (nicht wegen der Reblaus) auf 40 ha zurück. In den 1960er Jahren besann man sich auf alte Weinbautraditionen und begann mit dem Wiederaufbau der Weinwirtschaft. Heute gibt es rund ein Dutzend Weinbaubetriebe, von denen die Winzergenossenschaft in Groß-Umstadt den größten Teil der Rebfläche bearbeitet. Angebaut wird die ganze Palette der Rebsorten, insbesondere weiße, doch kommen, dem Trend folgend, die roten auch nicht zu kurz.

Am letzten Gildeabend 2006 war es dann so weit: Werner Edling vom Weingut Edling in Roßdorf machte sich auf die Reise, um den Weingildianern, sozusagen stellvertretend für die Odenwälder Weininsel, Weine vorzustellen. Das Kerwehaus war weihnachtlich geschmückt und gut besucht. So stand einer reizvollen Weinprobe nichts entgegen.

Insbesondere waren es Weine vom Roßdorfer Roßberg, einem ehemaligen Vulkan mit Basalt im Untergrund, die probiert wurden, und zwar die Rebsorten Müller-Thurgau, Silvaner, Weiß- und Grauburgunder. Es handelte sich um fruchtige und filigrane Weine mit angenehmer Säure. Bemerkenswert war auch ein Gelber Muskateller mit intensivem Holunderblütenton. Nach einem Chardonnay des Weinguts Brücke-Ohl und einer Riesling Spätlese der Odenwälder Winzergenossenschaft bildete eine Kerner Auslese von Werner Edling den passenden Abschluss dieses interessanten und kurzweiligen Gildeabends, bei dem sich alle Weine qualitativ in bester Verfassung zeigten. Dies hatten auch die Juroren der Landesweinprämierung festgestellt und viele Goldmedaillien an die Winzer der Odenwälder Weininsel vergeben. Der Abend war ein rundum gelungener Abschluss zum Jahresende.