Weingut Künstler

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Weine vom Weingut Künstler
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Rheingauweine vom Main – das Weingut Künstler
Ein Weingut mit Tradition und Experimentierfreude
(Dezember 2019)

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Im Dezember war das VDP-Weingut Künstler aus Hochheim am Main zu Gast bei der Weinheimer Weingilde. Da der Chef Gunter Künstler wegen eines Sportunfalls nicht selbst kommen konnte, schickte er seinen Mitarbeiter Gregor Breuer, der seine Aufgabe mit Bravour erledigt hat.

Der Abend begann mit einer für Deutschland sehr ungewöhnlichen Rebsorte, einem Alvarinho. Der Name könnte aus den portugiesischen Wörtern für weiß und Rhein zusammengesetzt sein, was zu der Vermutung berechtigt, dass die Rebsorte von Pilgern auf dem Jakobsweg nach Portugal gelangte, wo sie heute hauptsächlich angebaut wird. Der deutsche Alvarinho überzeugte trotz des Jahrgangs 2018, in dem es die eigentlich für filigrane und nicht zu säurearme Weine notwendigen kühlen Nächte kaum gab, denn er war weder breit, noch fehlte im das Quäntchen Säure für einen überzeugenden Charakter.

Gregor Breuer erzählte, dass das Rheingau den Bereich rechts des Rheins umfasst, in dem er für kurze Zeit seine Nord-Süd-Richtung gegen die Ost-West-Richtung eintauscht, und dass zu diesem Bereich auch das rechte Ufer des Mains kurz vor der Mündung in den Rhein gehört. Die Weine vom Main unterscheiden sich aber merklich von denen im sonstigen Rheingau, z.B. sind die Rieslinge vom Main früher trinkreif. Interessant war auch die Geschichte des Weinguts, die 1648 in Südmähren begann und von Gunter Künstlers Vater 1965 in Hochheim fortgesetzt wurde. Der erste Standort war bald zu klein, und auch der zweite reichte nicht lange, weshalb das Weingut heute in den Gebäuden einer früheren hochklassigen Sektkellerei ein neues edles Zuhause hat.

Als zweiter Wein folgte ein Chardonnay von 15 Jahre alten Reben, der in zum vierten bis sechsten Mal verwendeten Barriquefässern gereift war. Der ganz dezente Holzton stand ihm ausgezeichnet. Nun schlossen sich drei Weine aus der Rheingau-Rebsorte schlechthin an, dem Riesling, der auch bei Künstlers mit etwa 80% im Anbau dominiert: ein trockener Kabinett von 2017 sowie eine Erste und eine Große Lage nach VDP-Kriterien von 2018. Zum Begriff Kabinett erfuhren die Gäste, dass seine heutige nur am Zuckergehalt der Trauben orientierte Definition gar nichts mit der bis 1971 im Rheingau für den Begriff Cabinet geltenden zu tun hat. Ein Cabinet-Wein, z.B. eine Spätlese Cabinet, zeichnete sich durch hohe Qualität aus und wurde deshalb im „Cabinet“ für besondere Anlässe aufbewahrt.

Die Große Lage des dritten Rieslings – Weiß Erd – gehört nicht mehr zu Hochheim selbst, sondern schließt sich in Kostheim direkt an die Hochheimer Lagen an und wird scherzhaft auch „Heiß Erd“ genannt. Breuer bezeichnete den Wein, der im großen Holzfass ausgebaut worden war, als den charmantesten Riesling.

Damit endete der Weißweinreigen, und es folgten zwei Spätburgunder, ein Assmannshäuser von 2017 und einer von 2016 von der Ersten Lage Hochheim Stein, der bei einer Bewertung als bester Spätburgunder aus dem Rheingau gewürdigt wurde. Der Assmannshäuser kam vom Höllenberg, der durch roten Schiefer gekennzeichnet ist, und stammte von 50 Jahre alten Reben. Der Boden, auf dem die Trauben für den zweiten Rotwein gewachsen waren, hat eine ganz andere Struktur – es ist ein Kalkstein –, was ein deutlich anderes Geschmacksbild ergab. Breuer kritisierte, dass Rotweine, vor allem Spätburgunder, häufig zu warm getrunken würden, wodurch ihre Feinheit verloren gehe, und er erzählte, dass sie die Trauben mit einer Entrappmaschine sehr schonend von den Stielen befreiten und dass die Kerne in der Maische kein Problem seien, weil sie sich sehr rasch absetzen und so einfach abgetrennt werden können. Der Hochheimer Spätburgunder hatte 15 Monate im Barrique gereift, doch der Holzton war ausgezeichnet eingebunden.

Auf die Frage nach Bioanbau erklärte Breuer, dass sie Mitglied bei FAIR’N GREEN sind, denn dort wird die Gesamtnachhaltigkeit eines Betriebs beurteilt und nicht nur beispielsweise die Arbeit im Weinberg. Nach einem Abend voll an Informationen und mit ausgezeichneten Weinen wurde Gregor Breuer mit großem Applaus verabschiedet.