Die Weinwelt an Saale und Unstrut erkundet (Juli 2009)
In diesem Jahr fuhren Mitglieder und Freunde der Weinheimer Weingilde gen Osten, um Weingüter des größeren der beiden ostdeutschen Weinanbaugebiete zu besuchen. Am Freitagmorgen ging es pünktlich los über die Autobahn bis Herleshausen, wo im Hotel Hohenhaus ein Frühstück serviert wurde. Auf dem Weg durch den Park zum Hotel wurde es dunkel, doch der Regen begann erst in dem Moment, als alle das Haus betreten hatten, und er hörte brav wieder auf, als es ans Weiterfahren ging. So erlebten es die Reisenden später noch mehrmals: Es regnete, wenn sie sich im Bus oder in einem Gebäude befanden, und es war trocken, wenn sie draußen unterwegs waren.
Neben dem Wein sollte die Kultur nicht zu kurz kommen, und da bot sich natürlich ein Besuch der Wartburg in Eisenach an. Zu Fuß oder mit Shuttle-Bussen ging’s hinauf zur Führung, bei der nicht nur an das ehemalige Herrschergeschlecht und an Luther, sondern auch an Elisabeth von Thüringen und den Sängerkrieg, der Wagners Oper Tannhäuser als Vorlage diente, erinnert wurde. Anschließend fuhr der Bus nach Naumburg zum Hotel „Stadt Naumburg“, in dem beide Nächte verbracht wurden.
Vor dem Abendessen stand noch eine Führung in der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg auf dem Programm, die so spät nachmittags nur dank der Fürsprache des Winzers Lützkendorf möglich war. Es war ein beeindruckendes Bautenensemble, eine hochinteressante Führung, und einem Mitreisenden gelang es nach einer kurzen Erläuterung durch die Führerin – völlig ungeübt – eine Sektflasche mit dem Schwert zu öffnen. Beim Abendessen im Gasthof Pretzsch in Freyburg-Zscheiplitz wusste der Service dank der Vorarbeit des Organisationskommittees genau, welche Gerichte an welche Plätze gebracht werden sollten, und allen mundete es ausgezeichnet. Die Getränkekarte bot reichlich örtliche Weine, so dass man sich schon mal einstimmen konnte.
Erster Programmpunkt am Samstag war der Winzerhof Gussek in Naumburg. André Gussek hat den Winzerhof 1992 gegründet, doch erst 2002 hat er seine Arbeit als Kellermeister im Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen beendet und sich selbstständig gemacht. Inzwischen hat ein Sohn seine Winzerlehre abgeschlossen, so dass das Weiterbestehen des Weinguts gesichert scheint. Die Weinprobe zeigte, wie weit Gussek auf seinem Weg zu außergewöhnlichen Weinen schon vorangekommen ist.
Die nächste Station war das Weingut Pawis in Freyburg-Zscheiplitz, in dem nach einer Brotzeit mit leckeren regionalen Wurstsorten eine Führung durch den ehemaligen Gutshof die Weinprobe auflockerte. Kerstin Pawis präsentierte die noch junge Geschichte des von ihren Schwiegereltern gegründeten Weinguts höchst unterhaltsam und erzählte, wie naiv sie versuchten, Mitglied des Vereins deutscher Prädikatsweingüter zu werden, und wie sie damit sogar Erfolg hatten. Viele der Gäste konnten es übrigens gar nicht glauben, dass die Pawis schon einen erwachsenen Sohn haben – beide schauen unglaublich jung und frisch aus. Auf die Frage nach der Nachfolge meinte Kerstin Pawis, dass die Chancen beim zweiten Sohn sehr gut seien, er hätte schon jetzt großes Interesse an der Winzerarbeit.
Letzte Station eines weinlehrreichen Tages war das zweite VDP-Weingut in Saale-Unstrut, das Weingut Lützkendorf in Bad Kösen. Der Senior, Udo Lützkendorf, hat zu DDR-Zeiten viele Winzer ausgebildet (darunter auch André Gussek), und er hatte schon damals gute Kontakte zur westdeutschen Weinwelt. Doch er wollte nach der Wende seine Heimat nicht verlassen. 1991 erhielt er die Rebflächen, die der Familie bis 1959 gehört hatten, zurück, und seit 1992 betreibt sein Sohn Uwe, der in Heppenheim gelernt hat, das Weingut. Nach dem Abendessen im Hotel war die nötige Bettschwere wohl bei allen erreicht.
Auf der Rückfahrt am Sonntag wurde an einer Stadtführung in Weimar teilgenommen. Sie war wie alle anderen Führungen/Präsentationen rundum gelungen, so das einhellige Resumee der Teilnehmer. Als krönender Abschluss stand noch ein Mittagessen im Hotel „Elephant“ auf dem Programm. Nach einer störungsfreien Fahrt wurde Weinheim wie geplant gegen 20:00 Uhr erreicht. Der Dank an den Busfahrer kam aus vollem Herzen, und die Hauptorganisatorin der Fahrt, Praxedis Wagener, bekam wie schon bei früheren Ausflügen für ihre hervorragende Planung und Auswahl der Themen großes Lob.
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