Weingut J. Wegeler

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Ein Abend mit Bernkasteler Rieslingen
(April 2012)

Die in der Einladung zur Aprilprobe der Weingilde versprochene Aufklärung, warum, wie schon beim Märztermin, wieder Moselweine vorgestellt würden, stand am Anfang des Abends: Praxedis Wagener hatte das Gutshaus der Weingüter Wegeler in Oestrich besucht, um eine Probe mit Rheingau-Weinen zu vereinbaren, entdeckte dann aber gerade bei einer Weinprobe verkostete Raritäten des Gutshauses in Bernkastel. Herwig Hacker, der Vertriebs-leiter der Weingüter Wegeler, schlug ihr daraufhin vor, doch Moselweine zu probieren, und so wurde aus der Rheingau- unbeabsichtigt eine Moselprobe, was sich in keinster Weise als nachteilig herausstellte. Zudem besteht damit die Chance zu zwei weiteren Proben mit Herrn Hacker, denn dem gefiel der Abend so gut, dass er anbot, nochmal zu kommen – einmal mit Rieslingen aus Oestrich und einmal mit Spätburgundern des Weinguts Krone in Assmannshausen, das ebenfalls den Familien Wegeler gehört.

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Die Weingüter Wegeler bewirtschaften im Oestrich 45, an der Mosel 15 und in Assmannshausen 5 Hektar und verkaufen 80% ihrer Weine an die deutsche Gastronomie. Herwig Hacker erzählte auch Einiges aus der Geschichte der Weingüter, die 1882 von den Vettern Julius und Carl Wegeler gegründet wurden. Bereits 1900 wurde ein Großteil der Lage Bernkasteler Doctor für 1 Million Goldmark gekauft und 1902 das dortige Gutshaus fertiggestellt, in dem damals wie heute, ganz modern, alle Arbeitsschritte bis zum fertigen Wein nur mithilfe der Schwerkraft ablaufen. Alle Rebstöcke, bei denen ein Großteil noch wurzelecht ist, weil die Reblaus Schieferböden nicht mag, stehen in Einzelpfahlerziehung in Steillagen, und ein Weinberg wird nie komplett neu angelegt, sondern kaputte Rebstöcke werden einzeln ersetzt. Das führt dazu, dass jährlich etwa 2500 Arbeitsstunden pro Hektar anfallen, während in Flachlagen nur etwa 30% dieser Zeit nötig sind.

Alle verkosteten Weine, darunter eine Rarität von 1981 – eine Bernkasteler Doctor Spätlese –, überraschten mit relativ niedrigen Alkoholgehalten, was Hacker damit erklärte, dass sie voll zur Säure des Rieslings stünden, aber „Säure und Restsüße auf Augenhöhe“ als entscheidend für einen runden Geschmackseindruck ansähen. Dass dabei Weine erhalten werden können, die alles andere als pappig süß oder flach sind, bewies beispielsweise der Wehlener Sonnenuhr Kabinett von 2009 mit einer Restsüße von 50 Gramm pro Liter und einem Alkoholgehalt von nur 9 Volumenprozent eindrucksvoll.

Beim Wein von 1981, der 2010 verkostet und neu verkorkt worden war – eine Dienstleistung für die Gastronomie, damit dort Kunden nicht mit einem „umgekippten“ Wein oder bröselnden Korken konfrontiert werden –, überraschte, wie wenig süß er trotz 40 Gramm Zucker pro Liter schmeckte.

Herwig Hacker erklärte auch, warum seiner Meinung nach der Ruf des deutschen Weins, der Anfang des 20. Jahrhunderts weit besser war als der „großer Franzosen“, so gelitten hat: Immer mehr Rebstöcke wurden auf eigentlich nur als Acker geeignete Böden gesetzt, und vor allem in den 1960er und 1970er Jahren wurde fast nur noch auf Menge geachtet, nicht mehr auf Qualität. Selbst eine so berühmte und mikroklimatisch einzigartige Lage wie der Bernkasteler Doctor wäre fast zerstört worden, indem man 1970 den Namen für ein viel größeres Areal zulassen wollte. Um das zu verhindern, prozessierten – letztlich mit Erfolg – die Familien Wegeler und Thanisch 16 Jahre lang gegen die Bundesrepublik Deutschland.

Insgesamt war es ein Abend mit ausgezeichneten Weinen und jeder Menge spannender Geschichten, weshalb Herr Hacker mit einem ganz herzlichen Dankeschön verabschiedet wurde.

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