Weingut Odinstal

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Wenn ein Traum wahr wird: Andreas Schumann vom Weingut Odinstal überzeugte
(April 2016)

Fast zehn Jahre warten mussten die heutigen Besitzer des Weinguts Odinstal bei Wachenheim, Thomas und Ute Hensel, bis sie das Gelände von knapp 20 Hektar, darunter 5 Hektar Weinberge, 1999 den Vorbesitzern abkaufen konnten. Sie bauten das lange unbewohnte Haus im alten Stil wieder auf und engagierten als Betriebsleiter Andreas Schumann, der nun beim Maitreffen der Weingilde nicht nur sechs seiner Weine dabei hatte, sondern auch die Vorgehensweise des Betriebs, der inzwischen nicht einfach nur ökologisch, sondern biodynamisch arbeitet, mit viel Engagement erklärte und begründete. Der Betrieb erzeugt im Jahr mit 12 verschiedenen Weinen 25000-30000 Flaschen, und Andreas Schumann betonte, dass er sich nicht noch weiter diversifizieren will, denn das Nachahmen mit in anderen Teilen der Welt ausgezeichnet vinifizierten Rebsorten kann keine gute „Marke“ ergeben. Gute Marken in diesem Sinn sind für ihn beispielsweise der Bordeaux oder der Moselwein; da wüsste jeder Weinfreund sofort, von welchen Weinen die Rede sei.

Ein Wachenheimer Bürgermeister hatte Anfang des 19. Jahrhunderts auf diesem Gelände Wald gerodet, Terrassen angelegt und mit Gewürztraminerreben bestockt, wofür ihn viele für verrückt erklärten, denn im Odinstal liegen die Weinberge auf etwa 350 m über N.N., während sonst in der Pfalz bei rund 200 m über N.N. Schluss mit Weinanbau ist. Doch die Böden im Odinstal sind mit einer Mischung aus Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Basalt für die Höhe ungewöhnlich schwer und tonig und bieten darum Trauben ideale Bedingungen.

Mit dem ersten Wein stellte Andreas Schumann die Toleranz der Gäste auf die Probe: Würden sie einen trüben Landwein überhaupt probieren? Sie taten es und stellten fest, dass der Wein mundete. Schumann erzählte dann, wie dieser Wein entsteht: Die Silvanertrauben kommen von einem Weinberg, der 2011 zum letzten Mal geschnitten wurde. Die Reben treiben deshalb vor allem an den Spitzen aus und bilden ein Blattdach, an dessen Rändern viele, aber kleine, lockerbeerige Trauben hängen. Das macht die Lese sehr aufwendig; sie erfordert pro Hektar etwa 250 Stunden Handarbeit und liefert einen Ertrag zwischen 40 und 50 Hektoliter. Der Großteil des Traubensaftes wird in einem alten Holzfass ausgebaut, und ein kleiner Teil kommt zusammen mit Trauben und Stielen in eine Amphore, die in der Erde vergraben wird. Im Frühjahr werden die beiden Weine dann vereinigt und ohne Filtrieren oder Schwefelzugabe abgefüllt. Die Stabilisierung wird einfach durch die lange Zeit auf der Hefe erreicht.

Als zweiten Wein gab es die Gründungsrebsorte des Odinstals: einen Gewürztraminer, doch dieser wird so erzeugt, dass er in der gehobenen Gastronomie nicht zum Käsegang am Schluss, sondern zu Vorspeisen passt. Dafür gab Schumann zwei Gründe: Er mag den klassischen süßen Gewürztraminer nicht, und der Markt für einen Vorspeisenbegleiter sei viel größer. Um sein Ziel zu erreichen, macht er eine Ganztraubenpressung und verzichtet er auf jegliche Maischestandzeit.

Für den darauf folgenden Weißburgunder, der sich als ausgezeichneter Vertreter dieser Sorte präsentierte, kamen die entscheidenden Trauben von einem 1988 auf sehr kalkreichem Keuper angelegten Weinberg. Ihm folgte ein Auxerrois, wie der Chardonnay eine spontane Kreuzung zwischen Pinot und Heunisch, der dem Weißburgunder ähnelt, aber etwas bukettreicher und fruchtiger ist. Bevor er in Deutschland offiziell angebaut werden durfte, wurde er deshalb auch häufig mit Weißburgunder verschnitten.

Abgeschlossen wurde der Abend mit zwei Rieslingweinen, deren Trauben einmal auf Muschelkalk und einmal auf Buntsandstein gewachsen waren. Sie unterstrichen den großen Einfluss des Terroirs, den Andreas Schumann mit der biodynamischen Arbeitsweise optimal nutzen möchte. So werden Kuhhörner nach dem Entfernen des Knochen mit Kuhdung gefüllt und im Herbst tief im Boden vergraben. Im Frühjahr kommen sie dann heraus, denn inzwischen sind die im Dung enthaltenen Pflanzennährstoffe in den Boden gelangt. Gegen den falschen Mehltau wird Kupfer eingesetzt, doch konnten sie durch den zusätzlichen Einsatz von diversen Wildkräuter- und Wildblütentees die Menge auf 900 Gramm Kupfer pro Hektar und Jahr senken, obwohl im Biobereich bis 3 kg erlaubt sind. Faszinierend war, den Argumenten zu lauschen, mit denen Schumann seine Art des Weinbaus begründete – es ging sicherlich mancher nach diesem spannenden Abend mit einer ganzen Reihe von Denkanstößen nach Hause.