Sylvia Benzinger von der Weinstraße

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Rückblick auf ein königliches Jahr
(April 2008)

Eine E-Mail von einem Freitag, den 13. und der 1. April als Termin – da sollte man besser nicht abergläubisch sein. Obergildemeister Dr. Siegfried Weber war es nicht, und so freute er sich einfach über die Zusage der Deutschen Weinkönigin 2005/2006 vom 13. April 2007 und ihren Terminvorschlag 1. April 2008, um Weine ihres elterlichen Weinguts bei der Weinheimer Weingilde vorzustellen. Anfang Juli 2007 wurden dann in Kirchheim an der Weinstraße die Weine ausgewählt und in den Gildekeller eingelagert. Dies erwies sich als sehr gute Idee, denn Sylvia Benzinger erzählte bei ihrem Besuch, dass einige der Weine, an denen sich die Gildemitglieder nun erfreuen durften, inzwischen ausverkauft seien. Zudem hatten die Weine so Zeit zu reifen und noch mehr Charakter zu entwickeln.

Die Trauben für die Weine des Weinguts Benzinger im Leiningerhof wachsen nicht nur in Kirchheim, sondern auch in Bockenheim und Obersülzen, was Sylvia Benzinger mit der Geschichte ihrer Familie begründete, ebenso wie sie den Wechsel vom Namen Leiningerhof zum Namen Benzinger für das Weingut erklärte – sie wollten nicht länger enttäuschten Anrufern mitteilen müssen, dass ein Herr Leininger gerade nicht zu sprechen sei. Der „Kunstname“ Leiningerhof nach der Bezeichnung „Leininger Land“ für die Unterhaardt war vor vielen Jahren gewählt worden, hatte jedoch längst seine Berechtigung verloren.

Außer mit Wissenswertem über die Weine und den Familienbetrieb der Benzingers unterhielt Sylvia Benzinger die Teilnehmer auch mit einer kleinen Auswahl an Fotos und Erlebnissen aus ihrer Amtszeit als Deutsche Weinkönigin, zu der sie nach ihrer Amtszeit als Pfälzer Weinkönigin gewählt wurde. Damit war nach 15 Jahren endlich wieder einmal die Pfalz zum Zug gekommen, und entsprechend groß war die Begeisterung. Dass es bei der Wahl auf Wissen, aber auch auf Spontaneität ankommt, um zu punkten, unterstrich ihre Schilderung, wie sie sich aus der Affäre zog, als sie nicht wusste, ab wann eine Lage als Steillage bezeichnet wird. Den richtigen Wert – 30 % – wird sie wohl in ihrem ganzen Leben nicht mehr vergessen.

Die ersten drei Weine – zwei Rieslinge und ein Sauvignon Blanc und alle trocken – vertraten die drei Orte Kirchheim, Bockenheim und Obersülzen und belegten den Einfluss des Bodens auf den Wein: Der Kirchheimer Riesling, der unter den „Best of Riesling“ der Pfalz den dritten Platz bei den trockenen Weinen belegte, war deutlich mineralisch, der Bockenheimer, der von einem sehr tiefgründigen, wasserspeichernden Boden, der Grand-Cru-Bedingungen erfüllt, stammte, war geradliniger. Für den Sauvignon Blanc, eine für das Weingut ganz neue Rebensorte, wurde ein Weinberg in Obersülzen gewählt, der auch ein sehr guter Ackerboden wäre. Dieser Wein hatte deutliche Cassis-Töne und eine natürliche Restsüße, zu der die drei Frauen des Hauses Benzinger ihren Mann bzw. Vater allerdings erst überreden mussten.

Als vierter Wein folgte wieder ein Riesling, diesmal mit einem ungewöhnlichen Namen und Etikett. Er hieß J!, und die Farben auf der Flasche waren schwarz und pink. Dieser Wein ist ganz das Kind von Sylvias Schwester Julia, die nach Lehr- und Wanderjahren nun ihrem Vater im Weinberg und -keller zur Hand geht. Sie kam mit neuen Ideen vom Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim zurück und durfte diesen Wein ganz in ihrem Sinn ausbauen – ein Glück, wenn man Eltern hat, die offen für Neues sind, denn der durch Spontanvergärung entstandene Wein fand großen Anklang.

Nun folgten zwei Rotweine, von denen der erste durch seinen Namen Rätsel aufgab. Was ist wohl ein OPORTO? Die Aufklärung verblüffte viele: Es ist ein Alternativname für die Portugieser-Traube, und bei Benzingers hat man ihn gewählt, um deutlich zu machen, dass dieser Wein kein Standard-Portugieser aus der Pfalz ist. Schließlich hatte eine drastische Ertragsreduktion zu sehr hohen Oechsle-Graden geführt, dann blieb der Most vier Wochen auf der Maische, und schließlich lagerte der Wein neun Monate in alten großen Holzfässern. Den anschließenden Spätburgunder bezeichnete Sylvia Benzinger als eleganteste aller Rotweinsorten und gestand, dass ihr Vater sie mit einer Frau vergleiche, die ja auch manchmal zickig sei.

Zum Abschluss der Weinprobe gab es einen Weißburgunder aus dem Barrique, der bei einer Restsüße von 15 g/l aufgehört hatte zu gären. Die Grundlage war ein Most mit 96° Oechsle, und dieser Wein unterstrich überzeugend, dass es auch bei Weißweinen gelingen kann, durch die Vergärung und Lagerung im Barrique wunderbar harmonische Weine zu erzeugen. Mit einem Blumenstrauß und Weinheimer Pralinen dankte Siegfried Weber Sylvia Benzinger für den gelungenen Abend.