Volljährigkeit und VDP-Mitgliedschaft (April 2018)
Was hat es mit der Überschrift auf sich? Sie kennzeichnet die Geschwindigkeit, mit der es Konrad Schlör, dem Gast beim Apriltreffen der Weinheimer Weingilde, gelungen ist, sich in der Weinwelt einen Namen zu machen.
Sein Interesse am Weinmachen erwachte früh, und nach abgeschlossener Ausbildung in Weinsberg übernahm er 1982 den bis dahin breiter aufgestellten landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern, führte ihn aus der Mitgliedschaft in einer Winzergenossenschaft und konnte sich schon im Jahr 2000 über die Aufnahme in den VDP Baden freuen.
Wo in Baden findet man das etwa 6,5 Hektar große Weingut? Da muss man ziemlich weit in den Nordosten Baden-Württembergs gehen: nach Tauberfranken in den Ort Wertheim-Reicholzheim. Diese Gegend gehört landmannschaftlich eigentlich zu Franken, verdankt aber Napoleon ihre Zuordnung zu Baden und damit heute auch zum Weinanbaugebiet Baden (obwohl die Region politisch inzwischen Stuttgart zugeordnet ist).
Konrad Schlör hatte fünf Weißweine von 2016 und zwei Rotweine von 2015 zur Verkostung mitgebracht, was nicht ganz den Schwerpunkt des Weinguts widerspiegelt, denn man baut zu fast 50% Rotweinsorten an und wurde in der Fachwelt eigentlich als Rotweinbetrieb bekannt. Der Abend begann mit der Brot-und-Butter-Sorte des Taubertals, dem Müller-Thurgau. Doch dieser Wein bewies, dass man durch Ertragsreduktion und sorgfältiges Arbeiten bei der Lese und im Keller auch aus dieser Traubensorte sehr ansprechende Weine machen kann. Danach folgte ein Weißburgunder, eine Rebsorte, die sie seit über 25 Jahren nutzen. Schlör erzählte, dass er im Nachhinein über den sehr kalten Winter 1985 froh sei, denn da seien 4 Hektar seiner Rebflächen erfroren, so dass er das Rebsortenspektrum neu definieren und so sein Ziel, charaktervolle Weine zu erzeugen, einfacher erreichen konnte.
Nun folgten zwei Rieslinge – wie alle Weine aus der einzigen Lage, auf der Rebstöcke von Schlör stehen, dem Reicholzheimer First. Um die unterschiedlichen Qualitätsstufen eines VDP-Weinguts abbilden zu können, verzichtet er auf die Gutsweinstufe, erzeugt die Ortsweine aus Trauben der Vorlese, von Randbereichen und von jungen Reben, nennt bei den Erste-Lage-Weinen die Lage Reicholzheimer First und hat sich vom Regierungspräsidium Stuttgart genehmigen lassen, Weine aus dem besten Teil der Lage (ca. 1,2 Hektar) – seine Großen Gewächse – mit dem dafür früheren geltenden Gewann-Namen „Oberer First“ zu benennen. Beide Weine wurden mit geringen Erträgen erzeugt, wobei der zweite, der Erste-Lage-Wein z.T. im großen Holzfass ausgebaut worden war und länger auf der Feinhefe gelegen hatte. Das gab ihm mehr Charakter als dem ersten, doch beide überzeugten die Weinfreunde.
Zum Weißburgunder Großen Gewächs merkte Schlör an, dass er in sanft getoasteten 500-Liter-Fässern spontan vergoren worden war, was einen zum Weißwein passenden dezenten Holzeindruck ergab.
Abgeschlossen wurde der Abend mit zwei Schwarzrieslingen. Der Name führt in die Irre, denn die Sorte hat gar nichts mit einem Riesling gemeinsam; deshalb ist ihr zweiter Name (Müllerrebe) eigentlich besser, wird aber nur in seiner französischen Form (Pinot Meunier) wirklich verwendet. Die Familie Schlör hat schon Ende der 1970er Jahre die ersten Schwarzriesling-Reben gesetzt, was sich offenbar ausgezahlt hat, denn 2005 gab es den Rotweinpreis für einen Schwarzriesling von 2003, und im neuesten Gault-Millau wird Konrad Schlör als „Mr. Schwarzriesling“ tituliert, und das obwohl er kein Großes Gewächs aus ihm erzeugen darf, weil die Rebsorte beim VPD Baden dafür nicht vorgesehen ist und die Reben zudem in der „falschen“ Lage stehen. So gab es nach dem Ortswein einen Erste-Lage-Wein zu verkosten, der 18 Monate in neuen Barrique-Fässern gelegen hatte, ein entsprechend kräftiges Tannin aufwies und sicherlich noch mindestens zehn Jahre ausgezeichnet munden wird.
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