Jugendlicher Elan und eine überzeugende Präsentation Konstantin Koch stellte das südpfälzische elterliche Weingut Bernhard Koch vor (April 2019)
Beim Apriltreffen der Weinheimer Weingilde gab es ausschließlich Weine der Burgunderfamilie zu verkosten, denn sie stehen bei der Familie Koch in Hainfeld im Zentrum. Die Informationen zu den Weinen kamen vom jüngsten Sohn der Familie, der in wenigen Monaten sein Studium der Wein- & Betriebswirtschaft in Heilbronn abschließen wird. Am Ende des Abends waren sich alle einig: Der 23jährige hat seine Aufgabe ausnehmend gut erledigt.
Zur Geschichte des Weinguts erzählte er, dass erst sein Vater sich endgültig vom Gemischtbetrieb verabschiedet hatte, nachdem er Anfang der 1970er Jahre – noch keine 15 Jahre alt – wegen einer Erkrankung seines Vaters in den Betrieb einsteigen musste. Parallel schloss er die Schule ab, ging – quasi bei sich selbst – in die Lehre, machte seinen Meister und bildet inzwischen seit rund 35 Jahren selbst Winzer aus. Der Werdegang von Konstantins älterem Bruder Alexander lässt sich mit den Stichworten Abitur, Winzerlehre, Praktika im Burgund und in Oberbergen, Studium in Geisenheim und 2018 Einstieg in den elterlichen Betrieb zusammenfassen. Das Weingut, das Mitglied bei FAIR’N GREEN ist, bewirtschaftet derzeit rund 50 Hektar, von denen etwa die Hälfte gepachtet ist, und füllt damit 450 000 bis 500 000 Flaschen im Jahr.
Als Erstes kam ein Winzersekt von 2016 ins Glas: ein Pinot Blanc (=Weißburgunder) extra brut, der auf 18 Monate Flaschengärung zurückblickt. Alle Schritte der Versektung werden von den Kochs selbst durchgeführt, wobei sie bei den Gerätschaften auf einen Zusammenschluss von sieben Weingütern zurückgreifen können. Der schlanke Charakter des mit Zitrusfrische erfreuenden Sekts kam ausgezeichnet an. Danach erfuhren die Gäste, dass der Betrieb bei der Weinerzeugung ausschließlich Reinzuchthefen nutzt, fast alle Weine mit weniger als drei Gramm Restzucker ausbaut, ca. 80% direkt an Endkunden verkauft und derzeit etwa 60% der Fläche mit Weißwein- und 40% mit Rotweinreben bestockt hat, wobei das Ziel ein 1:1-Verhältnis ist.
Nun folgten drei Weißweine, anhand derer auch auf die Namensgebung im Weingut eingegangen wurde, das seit 2010 seine Weine einer von vier Qualitätsstufen zuordnet: Angabe des Bodens (z.B. Löss), Angabe der Lage, Réserve und Grande Réserve. Beim Weißwein bedeutet „Réserve“, dass die Trauben ertragsreduziert gelesen wurden und zumindest ein Teil des Weins in großen, ungetoasteten Holzfässern vergoren und vier bis sechs Monate gelagert wurde. Die beiden Réserve-Weine von 2017, ein Weiß- und ein Grauburgunder, überzeugten mit ordentlichem Körper und feiner Frucht. Der anschließende Chardonnay von 2016 war eine Grand Réserve, die zu 100% in neuen, nur leicht getoasteten Barrique-Fässern ausgebaut worden war und dank einer recht kurzen Lagerzeit noch keinen biologischen Säureabbau durchlaufen hat, was für eine schöne Säurestruktur und eine nur geringe Buttrigkeit sorgte.
Der Abend wandte sich nun den besonders gerühmten Spätburgundern des Weinguts zu. Alle waren von 2016, und zwei davon trugen den Namen „Pinot Noir“ und einen Lagennamen. Konstantin Koch erklärte, dass sie die Spätburgunder, deren Klone den Original-Burgunderklonen entsprechen, als Pinot Noir vermarkten, um die Ähnlichkeit mit den französischen Weinen zu unterstreichen. Der einen deutlichen Kirschton aufweisende Spätburgunder hatte in zum dritten oder vierten Mal belegten Barrique-Fässern 18 Monate reifen dürfen, die beiden Lagenweine mehr als 18 Monate in zum zweiten Mal verwendeten Barrique-Fässern. Das versorgte sie mit einem merklicheren Tanningehalt, ließ sie aber auch noch frisch wirken. Die beiden Weine sind dennoch im Geschmack deutlich unterschiedlich: der vom Kirchenstück ist fruchtiger, schmelziger und weniger tanninreich als der vom Herrenbuckel.
Voll guter Eindrücke von den Weinen und dem Vertreter des Weinguts traten die Gäste ihren Heimweg an.
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